Den Traumjob gefunden

Rita A. Sutterlüty ist Sozialarbeiterin im Hospiz am See.
Bregenz Rita A. Sutterlüty steht noch ganz unter dem Eindruck eines Gesprächs mit einem Gast des Hospiz am See. Es kamen tiefgründige Dinge zur Sprache. „Es ging ums Leben und ums Sterben. Diesem Mann war es – wie vielen anderen Menschen am Lebensende – wichtig, dass sein Leben gewürdigt wird“, erzählt die Sozialarbeiterin tief bewegt. Sutterlüty fühlt sich durch solche Begegnungen reich beschenkt. „Sie lehren mich, das Leben intensiv zu leben. Die Endlichkeit des Lebens gibt ihm Bedeutung und Sinn.“ Die Gespräche mit Sterbenden bereichern ihr eigenes Leben. Deshalb findet sie, „dass ich den schönsten Beruf der Welt habe“.
Ihre Aufgaben als Sozialarbeiterin reichen aber weiter. „Alle Angelegenheiten, die mit Behörden, Versicherungen und Banken geregelt werden müssen, erledige ich.“ Sutterlüty unterstützt Gäste und Angehörige in Sachen Lebensunterhalt, Pflegegeld, Pension, Selbstbehalt, Überbrückungshilfen, Wohnungssuche, Nachbetreuung, Psychotherapie. „Manchmal ist auch Krisenintervention nötig. Bei einer Krise organisiere ich Familiengespräche. Ich agiere dann als Moderatorin.“
Die gebürtige Schwarzacherin begleitet Menschen bis zum Tod. Manchmal fügt es sich auch, dass sie in ihrem Beisein entschlafen. „Beim Tod eines Menschen dabei sein zu dürfen, ist ein Geschenk. Diese heiligen Momente erleben zu dürfen, ist erhebend.“ Es beeindruckt sie auch, dass viele Menschen vor ihrem Tod mit sich in Frieden kommen und sich in ihr Schicksal ergeben.
Manche Gäste haben noch einen letzten Wunsch. Sutterlüty sorgt dafür, dass er erfüllt wird. „Das mache ich am liebsten. Es ist so erfüllend, wenn man etwas tun kann, das Menschen Freude bereitet.“ Da gab es den Mann, der noch einmal fischen gehen, die Frau, die noch einmal ihre Katze sehen wollte oder den Gast, der zu Hause ein letztes Familienfest feiern wollte. All das und noch viel mehr macht die Sozialarbeiterin möglich.
Ihr Leben wäre um vieles ärmer, wenn sie diesen Beruf nicht hätte. Überhaupt fügte sich vieles im Leben von Rita A. Sutterlüty. „Ich bin für mein ganzes Leben dankbar.“ Das Glück war oft an ihrer Seite, sowohl im Beruf als auch im Privaten. Nach der Handelsschule arbeitete sie sieben Jahre lang in einer Bank. Dann heiratete sie einen Bregenzerwälder und schenkte zwei Kindern das Leben.
In der Folge ließ sich Sutterlüty zur Mentaltrainerin und Lebens- und Sozialberaterin ausbilden. Als selbstständiger Coach arbeitete sie mehrere Jahre im Auftrag des AMS mit Wiedereinsteigerinnen. In dieser Zeit holte sie auch die Matura nach. Dann traf die Neo-Maturantin „die beste berufliche Entscheidung meines Lebens“. Sie entschied sich dazu, soziale Arbeit an der Fachhochschule (FH) zu studieren. Während des Studiums absolvierte sie ein Praktikum bei Hospiz Vorarlberg. Im Zuge dessen arbeitete sie auf der Palliativstation in Hohenems und im mobilen Palliativ-Team mit. „Hospiz war mir immer ein Anliegen. Denn es hat mit dem eigenen Leben zu tun.“ Auch in Sutterlütys Leben war der Tod schon zugegen. „Innerhalb eines Jahres habe ich drei Menschen, die mir nahestanden, verloren.“ Nachsatz: „Das ließ mich reifen.“
Bereits als FH-Studentin wusste sie, dass ein stationäres Hospiz in Vorarlberg dringend vonnöten ist. „Ich dachte mir: ,Wenn es kommt, möchte ich es mit aufbauen.“ Sie bereitete sich darauf vor, indem sie den Palliativ-Basislehrgang absolvierte und sich zur Trauerbegleiterin ausbilden ließ. „Das machte mich noch demütiger, weil ich gesehen habe, wie verletzlich der Mensch ist.“ Anfang 2018 wurde das Hospiz am See eröffnet. Sutterlüty nutzte die Chance und wechselte vom mobilen Palliativ-Team ins stationäre Hospiz. VN-kum
Zur Person
Rita A. Sutterlüty
erfüllt der Beruf total. „Es ist ein Privileg, so einen Job haben zu dürfen“, schwärmt die Sozialarbeiterin vom Hospiz am See.
Geboren 5. Juni 1961
Wohnort Egg
Familie verheiratet, zwei Söhne, vier Enkel
Hobbys Tanzen, Skifahren, Biken