Im Einklang mit der Natur

Doris und Harald Bitschnau haben als Biobauern ihr Glück gefunden.
BARTHOLOMÄBERG Der Bauernhof von Doris und Harald Bitschnau liegt wunderschön gelegen auf der Sonnenseite des Montafons, in Bartholomäberg. Von hier oben bietet sich ein sehr friedliches und harmonisches Bild. Lady Emma und Don Camillo, zwei Esel der seltenen Rasse Österreichisch-Ungarische Barockesel, befinden sich auf der Wiese neben dem Stall und beobachten die Besucher neugierig. Es ist der Elternhof von Harald Bitschnau, den das Ehepaar gemeinsam vor fünf Jahren reaktiviert hat.
Weltweit unterwegs
„Ich wollte in meinem Leben immer wieder etwas Neues ausprobieren. Es gelingt mir sehr gut, mich von etwas zu trennen und mir ein neues Ziel zu setzen, das ich dann mit ganzem Einsatz verfolge“, erklärt Harald Bitschnau. Der ehemalige Stahlbauer war durch seine Firma auf der halben Welt unterwegs und hat sehr viel erlebt. „Es war mir ein Anliegen, etwas ganz Konträres zu machen. Ich habe mir eine kurze Auszeit gegönnt und mich dann entschieden, die Landwirtschaft meiner Eltern, die zehn Jahre lang verpachtet war, zu übernehmen.“ Ein bewusster Fokus wurde von dem Aussteiger auf eine langsame Produktion gelegt: „Wir sind als Gesellschaft viel zu schnell unterwegs, alles ist auf Kommerz ausgelegt. Das betrifft auch die Produktion unserer Lebensmittel. Ich lege Wert auf eine tiergerechte, langsame Haltung.“ Die Wahl in der Tierhaltung fiel auf das Montafoner Steinschaf, da es extrem gebirgsgängig und ein sehr guter Futterverwerter ist. „Unsere Schafe kommen von der Alpe besser genährt zurück als andere Tierrassen“, führt der begeisterte Biobauer weiter aus.
Kochkurse und Verkostungen
Die Schafe sind weder überzüchtet noch übermästet. „Wir brauchen nur ganz selten einen Tierarzt. Die Tiere sind sehr gesund“, betont Doris Bitschnau. Die Kräuter aus ihrem liebevoll angelegten Garten kommen auch den Tieren zugute. Die gesunde Tierhaltung spiegelt sich in der Qualität des Fleisches, das sehr zart und geschmackvoll ist. Vor vier Jahren wurde der Hauptstall umgebaut. Die Schafe laufen frei herum. Die Wände des Stalls wurden von der Künstlerin Patricia Karg sehr stimmig mit Schaf-Motiven gestaltet. Vor zwei Jahren kam das neue Wirtschaftsgebäude hinzu. Darin befindet sich der Hofladen mit Wolle- und Filzprodukten, der von Doris Bitschnau betrieben wird. Hier befindet sich zudem ein großer Raum mit Tischen aus Massivholz. Auch dieser Raum ist sehr ansprechend. Hier werden regelmäßig Kochkurse für Schaf und Wild angeboten. Außerdem ist eine große Destillieranlage vorhanden. Ein weiteres Steckenpferd des innovativen Bauern ist das Brennen von Schnaps und Gin, auch hierzu werden Verkostungen angeboten.
Eigener Schlachtraum
Seit zwei Monaten hat Harald Bitschnau nun auch die Zulassung für einen eigenen Schlachtraum: „Es ist zwar nicht leicht, denn wir haben zu allen unseren Schafen eine persönliche Beziehung. Sie haben auch alle einen Namen. Wenn ich ein Schaf schlachte, dann hole ich es aus der Herde und trage es in den Schlachtraum im Wirtschaftsgebäude, dort wird es in meinen Armen betäubt und anschließend geschlachtet.“ In den betriebseigenen Kühlräumen kann das Fleisch dann eingelagert werden.
Das sympathische Ehepaar ergänzt sich kongenial. Beiden ist die Freude an ihrer Arbeit anzumerken. Hat ein Ehepartner eine Idee, wird diese gemeinsam weiterentwickelt. Ein erklärtes Ziel der beiden ist es, von ihren Tieren alles zu verwerten. Und beide sind sich einig in ihrem Statement: „Wir sind glücklich, auf diese Weise leben zu dürfen.“ BI
Zur Person
Doris Bitschnau
Geboren 12. März 1971
Familie verheiratet mit Harald, zwei Kinder
Hobbys Garten, alles was die Natur rundherum bietet
Harald Bitschnau
Geboren 21. November 1967
Hobbys etwas entwickeln oder erfinden, Destillieren