Nachhaltig sozial engagiert

Cornelia Caldonazzi gründete die „Green School“ in Kaschmir.
Schlins Fremde Kulturen haben Cornelia Caldonazzi immer schon fasziniert. Der Grundstein wurde hierfür schon in ihrer Familie gelegt: „Meine Großmutter kommt aus dem Trentino. Sie hatte viele Geschwister, die in der ganzen Welt verteilt leben. Schon als Zehnjährige war ich für einige Woche allein bei meinen belgischen Verwandten.“
Die Begeisterung fürs Reisen blieb ihr auch im Erwachsenenalter erhalten. So reiste sie vor rund zehn Jahren erstmals nach Nepal: „Ich hatte mir zuvor überhaupt nicht vorstellen können, in den Himalaya zu gehen. Aber ich habe so Schönes über diesen Treck gehört – also habe ich es gewagt.“ Diese Reise sollte sich als sehr prägend erweisen: „Ich war tief beeindruckt von der wunderschönen Landschaft und der demütigen Freundlichkeit der Menschen.“
In den nächsten Jahren folgten weitere Trekkingtouren in Mustang und Indien. Durch Zufall bekam die diplomierte Pädagogin die Gelegenheit, im Sommer 2014 in Kaza, Nordindien, in einer Schule auf 3800 Höhenmetern mitzuarbeiten. Einige Tage verbrachte sie auch erstmals in Kaschmir: „Mir fiel auf, dass vormittags viele Kinder auf den Straßen zu sehen waren. Auf meine Nachfrage erfuhr ich, die Kinder würden zu Hause als Arbeitskräfte gebraucht und die Wege zur nächstgelegenen Schule seien viel zu weit.“ So entstand die Idee, die Bedeutung von Schulbildung zu vermitteln. „Ich kam durch einen meinen Bekannte Fayan, zu vielen Familien nach Hause und lernte die Menschen persönlich kennen. Obwohl die meisten nach europäischen Standards sehr arm waren, waren sie äußerst gastfreundlich. Ich hatte sogleich den Eindruck, die Kaschmiri sind trotz ihrer materiellen Armut viel zufriedener als wir. Die politische Situation ist jedoch sehr bedrohlich, nahezu täglich finden in dem geteilten Land Kampfhandlungen statt. Die einzige Lösung hierfür ist, meiner Ansicht nach, Bildung zu vermitteln“, betont die engagierte Schlinserin. Durch Bildung könne jungen Menschen Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit vermittelt werden, und nur dadurch könne die politische Situation konkret verändert werden.
Schon im nächsten Winter reiste Cornelia Caldonazzi wieder nach Kaschmir, diesmal um dort Ski zu fahren. In den darauffolgenden Sommern verbrachte sie jeweils neun Wochen dort. Die Bildungsidee nahm weitere Formen an, vor fünf Jahren gründete sie schließlich die „Green School“ in Sitaharan: „Wir haben uns ein Grundstück in einem zentral gelegenen Weiler ausgesucht. Vorerst wurde ein bereits bestehender Getreidespeicher als Klassenzimmer adaptiert. Alle Schüler wurden in einer Klasse unterrichtet. Mir lag auch viel daran, den Lehrkräften didaktisches Wissen zu vermitteln. Diese hätten anfangs noch gerne den Rohrstock als Erziehungsmittel verwendet.“ Die Green School ist eine Privatschule, die Prüfungen werden jeweils bei staatlichen Organisationen abgelegt.
Die Green School ist mehr als nur ein Schulprojekt, sie ist zugleich ein Sozialprojekt für das ganze Dorf und trägt zur Bewusstseinsvermittlung der Bewohner bei. Die Schule platzte jedoch rasch aus allen Nähten, vor drei Jahren wurde mit einem Neubau begonnen. Auch hierbei war die innovative Vorarlbergerin federführend. Im letzten Jahr konnte die Schule schließlich fertiggestellt werden.
Permanente Herausforderung
Finanziert wird dieses Projekt in erster Linie durch Spenden und vor allem durch den engagierten Einsatz von Caldonazzi. Es bleibt eine permanente Herausforderung: Schulmittel müssen besorgt und die Lehrer bezahlt werden. Aber auch neue, weiterführende Projekte sind in Planung: „Für mich besteht eine Verbindung zu den Menschen dort. Ich habe viel von ihnen gelernt, wofür ich sehr dankbar bin.“ BI
Zur Person
Cornelia Caldonazzi
Geboren 8. Mai 1958
Familie ein Sohn, ein Enkelkind
Wohnort Schlins
Beruflicher Werdegang Volksschullehrerin, Beratungslehrerin
Hobbys Reisen, Lesen, Wandern, Skifahren