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Hans Rapp fühlt sich in seinem Beruf und in Vorarlberg wohl. kath.kirche
Hans Rapp fühlt sich in seinem Beruf und in Vorarlberg wohl. kath.kirche

Diesen Blick pflegt Hans Rapp auch beim Glauben.

feldkirch Der Glaube war ihm immer wichtig, der Blick auf andere Religionen aber auch. „Er bereichert das Leben“, hat Hans Rapp für sich festgestellt. In den Priesterberuf hat es den gebürtigen Schweizer jedoch nie gezogen. „Ich wollte immer Laientheologe sein“, erzählt er. Als solcher ist er seit 1. Februar 2021 auch Leiter der Stelle „Interreligiöser Dialog“ in der Diözese Feldkirch. In dieser Funktion will er nun damit beginnen, persönliche Kontakte zu den anderen im Land anerkannten Religionsgemeinschaften zu knüpfen. Ein gutes Vertrauensverhältnis ist ihm wichtig, denn: „Wir sind eine multiethnische und multireligiöse Gesellschaft geworden.“ Eine gute Partnerschaft hält Hans Rapp deshalb gerade in Zeiten wie diesen für bedeutungsvoll. Diesbezüglich sieht er die katholische Kirche als größte Religionsgemeinschaft in Verantwortung.

Gedenken an Coronaopfer

Die gegenseitige Wertschätzung soll unter anderem durch anlassbezogene Veranstaltungen kundgetan werden. Rapp erinnert an das gemeinsame Gebet nach dem Terroranschlag in Wien. „Ich bin dankbar, dass wir dieses Zeichen gegen Gewalt setzen konnten“, flicht der Naturfreund ein und kündigt einen weiteren interreligiösen Auftritt für Mitte März an, bei dem der Coronatoten in Vorarlberg gedacht wird. „Es sind ja nicht nur Katholiken zum Opfer der Pandemie geworden“, erklärt er. Zu bestimmten Anlässen werde es auch interreligiöse Gottesdienste geben.

Hans Rapp studierte in Jerusalem Theologie und Judaistik und kam während eines Sabbaticals in Indien mit dem Hinduismus in Kontakt. „Als Theologe hat mich die Thematik eigentlich immer interessiert“, fasst er seinen Beweggrund, sich daraus einen Arbeitsschwerpunkt aufzubauen, zusammen. Er leitete bis Februar 2021 das Team Spiritualität, Liturgie und Bildung im Pastoralamt und war Geschäftsführer des Katholischen Bildungswerks. Zudem ist Hans Rapp für die Katholische Kirche Vorarlberg als Sprecher der Gemeindeberatung aktiv. Dass er den Zuschlag als Beauftragter für den interreligiösen Dialog bekommen hat, der 40 Prozent seiner Arbeitszeit ausmacht, erfüllt Rapp mit großer Dankbarkeit. „Damit ist ein Wunsch in Erfüllung gegangen.“

Gemeinsames Streben

Ein besonderes Anliegen in dieser Funktion ist ihm, die gemeinsamen Anliegen der verschiedenen Religionen, das Streben nach dem Erhalt der Schöpfung, Gerechtigkeit und Frieden, zu betonen und gemeinsam die Bedürfnisse religiöser Menschen zu vertreten. Ebenso fällt die Organisation und Moderation der von Bischof Benno Elbs 2015 ins Leben gerufenen Plattform für den Frieden in seinen Bereich. Sie ist es vor allem, die gemeinsame Auftritte der verschiedenen Religionen ermöglichen soll. Dem Bischof sei ein gutes Verhältnis zu anderen Glaubensgemeinschaften besonders wichtig, merkt Hans Rapp an.

Als Sprecher des Interreligiösen Dialogs hat er es mit verschiedensten Glaubensrichtungen zu tun. Die größte Gruppe im Land sind die Muslime, aber auch Buddhisten, Bahai, Serbisch-Orthodoxe, Protestanten und Alt-Katholiken sind dabei. Was ihm fehlt, ist die jüdische Gemeinschaft. „Es wäre schön, wenn auch sie dabei wäre“, bekennt er ohne Zögern.

Zweite Heimat

Hans Rapp kam vor 18 Jahren nach Vorarlberg. Davor war er in Wien, und das nicht nur zu Studienzwecken. Dort startete der Schweizer auch gleich seine berufliche Laufbahn. Österreich und in der Folge dann Vorarlberg sind ihm eine zweite Heimat geworden, die der Literatur- und Filmbegeisterte in seiner Freizeit auch sehr gerne erwandert. VN-MM

Zur Person

Dr. Hans Rapp

bekleidet seit Anfang des Monats die Stelle eines Beauftragten für den interreligiösen Dialog in der Diözese.

Alter 56

Ausbildung Studien der Theologie, Judaistik und Bibelwissenschaften in Luzern, Jerusalem und Wien

Laufbahn Erwachsenenbildung, Diözese Feldkirch

Familie drei erwachsene Söhne