Immer mehr Menschen werden 100 Jahre alt

schwarzach. In der Römerzeit lebte der Mensch im Schnitt 22 Jahre lang. Im Mittelalter lag das Durchschnittsalter bei 33 Jahren und zu Beginn des 19. Jahrhunderts bei 49 Jahren. Zwischen 1990 und 2009 hat sich die Lebenserwartung (laut WHO) auf 68 Jahre erhöht. Heute wird der Mensch im Durchschnitt 70 bis 80 Jahre alt.

Ein Alter von 100 Jahren und mehr könnten in nahezu vier Jahrzehnten zehn Mal mehr Menschen als heute erreichen. Derzeit gibt es nach Schätzungen der Vereinten Nationen weltweit 343.000 Hundertjährige, etwa 2000 leben in Österreich, davon 40 in Vorarlberg.

Die Aussicht, 100 und mehr Jahre alt zu werden, haben mehr Frauen als Männer. Die aktuelle Zahl der 100-jährigen Frauen ist knapp viermal so hoch wie die der Männer. 34 von den 40 in Vorarlberg lebenden über 100-Jährigen sind Frauen.

106-jährige Vorarlbergerin

Mit 106 Jahren ist Maria Sedelmayer die zweitälteste Vorarlbergerin – die älteste ist ein halbes Jahr länger auf dieser Welt. „Für ihr Alter ist Frau Sedelmayer erstaunlich rüstig. Vor allem auch geistig“, berichtet Roland Staffler, Leiter des SeneCura Sozialzentrums in Bludenz, in das die betagte Frau erst im Jänner 2011 gezogen ist. Unterstützt von hilfsbereiten Nachbarn hat sie bis dahin allein in ihrer Wohnung in der Südtiroler Siedlung gewohnt. „Jeden Morgen das Gesicht mit eiskaltem Wasser waschen“, lautet ihr Rezept für das Erreichen dieses hohen Alters. Außerdem habe sie „’s Leaba lang gschaffat“.

Noch immer ist das höchste Sterberisiko das Auftreten von Krankheiten. Krebserkrankungen dominieren als häufigste Todesursache zwischen dem 40. und 70. Lebensjahr, Herz-Kreislauf-Erkrankungen ab dem 70. Diese Erkrankungen sind gleichzeitig mit der höheren Lebenserwartung im Anstieg. Einerseits wird das Altern durch die moderne Medizin verlangsamt, auf der anderen Seite wird man länger alt sein. Sein Leben zu verlängern funktioniert jedenfalls nur dann, wenn man selbst entscheidend dazu beiträgt. Darüber sind sich weltweit alle Experten einig.

Jeder Mensch könnte heutzutage bis zu 14 Jahre Leben gewinnen, wenn er nicht rauchen, wenig trinken, sich bewegen, gesund ernähren und ausreichend schlafen würde. Andere Möglichkeiten, um über 100 Jahre alt zu werden, seien eine Zeitschrift verkehrt lesen, um das Gehirn zu stimulieren, viel lachen und mindestens zwei Mal wöchentlich Sex haben. Das haben Experten unterschiedlicher Studien und Forschungsinstitute herausgefunden.

Forscher herausgefordert

Wissenschaft und Forschung werden durch den Anstieg des Alters der Menschen vor neue Herausforderungen gestellt. Wissenschafter des Max-Planck-Instituts demografische Forschung in Rostock bauen gemeinsam mit internationalen Partnern eine Datenbank zur Langlebigkeit auf. In dieser Sammlung sind umfassende Informationen über Menschen enthalten, die mehr als 110 Jahre alt geworden sind. Damit erhoffen sich die Forscher Erkenntnisse über den Schlüssel für ein langes Leben.

Das Land Vorarlberg ist auf diese demagogische Entwicklung vorbereitet, informiert der Biologe und Physiker Bertram Meusburger vom Büro für Zukunftsfragen des Landes Vorarlberg: „Wir haben in den letzten Jahren mehrere Veranstaltungen zum demografischen Wandel organisiert. Dabei geht es nicht so sehr um die Beantwortung einzelner Detailfragen, sondern darum, wie Menschen mit den vielfachen, immer schneller werdenden Wandelprozessen – das Klima, Soziales, die Wirtschaft, Ökologie und Demografie betreffend – eigenverantwortlich umgehen und einen nachhaltigeren Lebensstil führen werden. All diese Prozesse werden sich im Jahr 2050 wohl noch mehr zugespitzt haben.“

Wichtig ist laut Meusburger, das ganze Bild im Auge zu behalten und eine Kultur des Eigenengagements sowie der Beteiligung an gesellschaftlichen Prozessen zu fördern. „Gefördert werden insbesondere Fähigkeiten, die uns kollektiv weiser und bewusster handeln lassen.“