Umweltschäden und Hunger nach Rohstoffen

Wissen / 14.03.2014 • 14:44 Uhr

Die Analysen über den Zustand der europäischen Meere sind besorgniserregend.

BRÜSSEL, KIEL. (VN-hrj) „Die Ozeane und Meere Europas befinden sich in keinem guten Zustand“, stellt EU-Umweltkommissar Janez Potocnik klar. „Wir sind aber auf diese Meere angewiesen und müssen daher ein Gleichgewicht erreichen.“ Potocnik weist auf das höchst bedenkliche Bild über den Zustand der Meeresgewässer hin, dargestellt im Bericht der Europäischen Kommission, der Ende Februar, sechs Jahre nach der Verabschiedung der „Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie“, veröffentlicht wurde. Ziel dieser Richtlinie ist, diesen schlechten Zustand bis 2020 zu verbessern, aber auch der Schutz der Ressourcen, auf denen die wirtschaftlichen und sozialen Tätigkeiten im maritimen Bereich beruhen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen laut der Analyse der EU-Kommission dringend Anstrengungen unternommen werden.

Zur gleichen Zeit publizierte auch die Europäische Umweltagentur ihren Bericht „Marine messages“ (Meeresnachrichten). Für ihren umfassenden Überblick hat die Umweltagentur die Bewertungen der Mitgliedstaaten über deren Meere gesammelt, in denen definiert wird, was als „guter Umweltzustand“ anzusehen ist und wie man diesen erreichen kann.

Den Berichten zufolge befinden sich die meisten Indikatoren im roten Bereich. Ein Beispiel: 88 Prozent der Fischbestände im Mittelmeer und im Schwarzen Meer sind bedroht, wobei die Fangmengen langsam, aber nachhaltig zunehmen. Verbesserungen könnten übrigens leicht und auch kostengünstig erreicht werden, wenn die Mitgliedstaaten stärker zusammenarbeiten würden.

Einerseits sollen die EU-Länder Strategien entwickeln, um ihre Meeresgewässer zu retten, andererseits rücken die Rohstofflager im Meer zunehmend ins Visier von Staaten und Konzernen. Denn der Hunger der Menschheit nach Rohstoffen hält unvermindert an.

Warnung vor Abbau

Künftig könnten „Erze in Form von Manganknollen, Kobaltkrusten und Massivsulfiden in bis zu 4000 Meter Tiefe abgebaut werden“, heißt es im Bericht „World Ocean Review III – Rohstoffe aus dem Meer“. Darin haben Forscher des Kieler Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“, gemeinsam mit internationalen Experten Fakten zu Öl- und Gasvorkommen sowie mineralischen Ressourcen zusammengetragen. Gleichzeitig warnen die Forscher vor den enormen Risiken für die Umwelt.

Professor Martin Visbeck von „Ozean der Zukunft“ sagt zwar, dass trotz der steigenden Metallpreise derzeit noch niemand bereit sei, sehr viel Geld für den Tiefseebergbau in die Hand zu nehmen, das deutsche Bundeswirtschaftsministerium hingegen warnt in seinem „Nationalen Masterplan Maritime Technologien“: „Die wirtschaftliche Nutzung mariner mineralischer Rohstoffe rückt angesichts des Anstiegs der Rohstoffpreise und globaler Verknappungsszenarien bei bestimmten Rohstoffen immer mehr in den Fokus und könnte mittelfristig eine größere Bedeutung erlangen.“

Weltweit gibt es bisher noch keinen kommerziellen Tiefseeabbau von Metallen. Allerdings, informiert Visbeck, stehen schon einige Staaten – unter anderem Deutschland – sowie private Firmen in den Startlöchern und machen Erkundungsbohrungen oder haben Lizenzen dafür beantragt. Visbeck ist der Ansicht, es sei sinnvoll, diese Vorhaben wissenschaftlich zu begleiten und Umweltaspekte zu berücksichtigen.