Rudolf Öller

Kommentar

Rudolf Öller

Der Marsianer

Wissen / 13.02.2015 • 15:38 Uhr

Einige ältere Semester rieben sich die Augen, als das neue Raumschiff der USA namens „Orion“ kürzlich im Pazifik wasserte. Sieht das Ding nicht aus wie die alte Apollokapsel? Tatsächlich ist Orion der Apollo-Raumkapsel in der äußeren Form sehr ähnlich, allerdings deutlich größer. Im Inneren ist Orion viel moderner ausgestattet. Der Computer, mit dem die Amerikaner vor vierzig Jahren zum Mond flogen, hatte nicht einmal die Leistungsfähigkeit eines Mobiltelefons. Das wäre heute undenkbar. Für das Jahr 2018 plant die NASA einen unbemannten Testflug zum Mond. Zunächst soll die Kapsel den Mond nur umrunden, wie dies schon Apollo 8 mit drei Astronauten zu Weihnachten 1968 getan hat. Später sind Landungen auf dem Mond geplant.

Das gute alte Space Shuttle wurde aus einem Grund in die Museen geschickt. Nach den Katastrophen der Raumfähren Challenger (Jänner 1986) und Columbia (Februar 2003) wurden die Test- und Sicherheitsmaßnahmen so verschärft, dass die Kosten für die NASA zu hoch wurden. Das Shuttleprogramm wurde eingestellt und das Orionprogramm gestartet.

Die NASA musste dabei das Rad nicht neu erfinden, weil mit Apollo und der ehemaligen Superrakete „Saturn V“ ausgereifte Muster existieren, die nur weiterentwickelt werden müssen. Orion kann sechs Astronauten zur ISS und vier zum Mond bringen. Bemannte Mondexpeditionen sollen innerhalb der nächsten zehn Jahre stattfinden. Nach 2020 sind länger dauernde Mondmissionen geplant. Sie dienen zur Vorbereitung eines Marsflugs, wobei vor der ersten Landung eine bemannte Marsumrundung stattfinden soll. Um das Jahr 2030 könnte es zu einer ersten bemannten Marslandung kommen.

Die Ambitionen der USA können nur mit gigantischen Trägersystemen verwirklicht werden. Über Raketen, die große Lasten ins Weltall transportieren können, verfügen zurzeit die Amerikaner mit ihrer Delta-IV-Rakete und die Europäer mit ihrer Arianeserie. „Ariane 5“ kann mehrere tonnenschwere Satelliten in eine Erdumlaufbahn schießen. Die USA entwickelt zurzeit das „Space Launch System“ (SLS). Es handelt sich um eine Weiterentwicklung der Saturn-Serie. Die SL-Rakete soll 130 Tonnen (!) in eine Umlaufbahn befördern können. Die Amerikaner sind zudem die Einzigen, die über ein Großtriebwerk (J-2) verfügen, das sich im Vakuum des Weltalls abschalten und neu starten lässt.

In den USA feiert ein Roman über eine missglückte amerikanische Marsmission und den Überlebenskampf eines Astronauten einen enormen Erfolg. Nicht nur Raumfahrtbegeisterte finden dieses Buch außergewöhnlich: Andy Weir, „Der Marsianer“ (Original „The Martian“, Verlag Heyne). Das Buch wird von Ridley Scott soeben verfilmt und kommt im November 2015 in die Kinos.

rudolf.oeller@vol.at
Rudolf Öller ist Biologe und Lehrbeauftragter des Roten Kreuzes.