Die Tunnel von Cu Chi

Wissen / 10.04.2015 • 15:08 Uhr
Die Eingänge zu den Tunnels von Cu Chi waren so angelegt, dass sie für den Feind nicht sichtbar waren. FOTO: WIKIMEDIA.COMMONS  
Die Eingänge zu den Tunnels von Cu Chi waren so angelegt, dass sie für den Feind nicht sichtbar waren. FOTO: WIKIMEDIA.COMMONS  

200 km Labyrinth unter der Erde beeinflussten den Ausgang des Vietnamkrieges.

hanoi. 35 Kilometer nördlich von Saigon (Ho Chi Minh-Stadt). Von der Landstraße zu den Tunnels von Cu Chi gelangt man über einen von dichtem Gestrüpp durchwachsenen Weg. Ein englisch sprechender Vietnamese in Vietcong-Uniform stellt sich als „Guide“ vor.

Der zierliche Mann – er heißt Hung – führt uns zu einem mit Bambus bewachsenen Gelände und fragt: „Wer findet einen Tunneleingang?“ Wir suchen den Boden ab. Nichts zu sehen außer Erde, Gras, Laub. Hung lacht. Er wischt Laub beiseite, packt ein Grasbüschel und zieht eine kleine Klappe hoch. „Es gibt viele solcher Eingänge. Die sind aber gut versteckt und waren für unsere Feinde unsichtbar“, informiert er, bevor er in die Öffnung gleitet und auffordert, es ihm gleichzutun.

Nur für kleine Menschen

Um in dieses speziell konstruierte Tunnelsystem zu gelangen, darf eine bestimmte Körpergröße und -fülle nicht überschritten werden. „Damit hatten die Amerikaner große Probleme“, berichtet Hung. „Wegen unseres Tunnelsystems haben sie nämlich den Krieg verloren.“ Das wird verständlich, folgt man Hung durch die engen, auf verschiedenen Niveaus angelegten Gänge und Räume unter der Erde. Insgesamt sind es 200 Kilometer, doch nur ein paar hundert Meter des Tunnelsystems sind öffentlich zugänglich gemacht worden.

Es ist dunkel da unten. Die Batterien der Taschenlampe, mit der Hung den Tunnel ausleuchtet, sind fast leer. Die Verbindungstunnel sind so eng, dass wir uns nur in der Hocke fortbewegen können. Hung führt in einen Gemeinschaftsraum. Ein Rohr zur Luftzufuhr führt an die Erdoberfläche.

Weiter geht es durch enge Gänge und verschiedene Etagen – jede durch Falltüren abgetrennt – in ein Spital, eine Küche, einen Schulraum, ins Reislager, zur Waffenfabrik und zuletzt ins Büro eines Kommandanten, dekoriert mit einem alten, olivgrünen Armeetelefon und anderen Requisiten aus Militärbeständen der Vietcong.

Die ersten Tunnel von Cu Chi entstanden 1948 im Krieg gegen die Kolonialmacht Frankreich, um Waffen, Vorräte und Menschen zu schützen. Die Widerstandskämpfer haben die Tunnelgänge mit einfachen Pickeln und Schaufeln gegraben. Nach dem Sieg der Vietnamesen gegen die Franzosen und die Teilung des Landes in Nord- und Südvietnam im Jahr 1954 begannen die USA Truppen nach Südvietnam zu senden. Ihr Hauptquartier richtete die US-Army unweit von Cu Chi ein, und die Soldaten ahnten dabei noch nicht, dass der Feind so nahe unter der Erde lauerte.

In den 1960er-Jahren erweiterten vietnamesische Partisanen, die Vietcong, das Tunnelsystem in Ausdehnung und Tiefe, bis es auf die Gesamtlänge von 200 Kilometern auf drei Ebenen angewachsen war. Tausende Vietcong lebten wochen- und monatelang mit ihren Familien in den unterirdischen Städten. Als die US-Army von dem Tunnelsystem erfuhr, bemühte sie sich, es zu zerstören. Der Versuch, die Tunnel durch Angriffe mit B-52-Bombern zum Einsturz zu bringen, scheiterte. Zudem versprühten die Amerikaner in Vietnam systematisch dioxinhaltige Herbizide, wie Agent Orange. Dadurch wurden zwar Dschungel entlaubt, Straßen, Wasserwege und Grenzgebiete entblößt und Ernten vernichtet. Dem perfekt konstruierten Tunnelsystem hat das jedoch nicht geschadet.

Das „Rattenkommando“

Schließlich stellte die US-Army ein „Rattenkommando“ zusammen. Die kleinsten und wendigsten Soldaten sollten die Tunnel „ausräumen“. Die „Ratten“ schütteten Wasser in die Eingänge, füllten sie mit Tränengas und versuchten sogar, die Tunnel mit Dynamit zu sprengen. Doch die hochtechnisierten Amerikaner verkannten die Schlauheit und Flexibilität der Vietnamesen und tappten in deren primitive, aber äußerst wirksame Fallen. Bambuspfeile bohrten sich in Körper und verletzten schwer. Vom Boden spickten Nägel auf und drangen in Füße. Viele „Ratten“ wurden von Skorpionen und Schlangen vergiftet, andere von Minen zerrissen.

Als im April 1975 Südvietnam von Nordvietnam erobert wurde, war die US-Armee bereits abgezogen. Der Krieg war verloren. Die Tunnel von Cu Chi stehen indes heute noch.

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