Die Sonne wird dunkel

Totale Sonnenfinsternisse sind selten und spektakulär. Früher gab es keine wissenschaftliche Erklärung dafür.
Jakarta, schwarzach. (VN, AP) Mindestens zweimal im Jahr führen die Umlaufbahnen von Mond und Erde dazu, dass der Mond einen Schatten auf die Erde wirft, der die Sonne verdeckt. Die meisten Finsternisse sind partiell. Aber wenn der Mond der Erde nahe genug kommt, wird die Sonne völlig verdunkelt und nur ein schwacher Ring von Strahlen, die Korona, ist zu sehen.
Die Eklipse beginnt mit dem ersten dunklen Flecken am Rand der Sonne und wird ungefähr drei Stunden dauern. Für den Betrachter hängt die exakte Dauer der völligen Verfinsterung davon ab, wo er sich befindet. Für 90 Sekunden bis zu vier Minuten könnte die Sonne völlig verdunkelt sein.
Nur mit Filter schauen
Es ist gefährlich, während einer partiellen Finsternis oder während der partiellen Phase einer totalen Eklipse mit bloßem Auge in die Sonne zu schauen – besonders, wenn man Instrumente wie Teleskope benutzt.
Der kanadische Optometrist B. Ralph Chou hat dazu beigetragen, internationale Standards für Filter zu entwickeln. Nach seinen Angaben sind Teleskope, deren Linsen eine dünne Schicht von Aluminium, Chrom oder Silber – etwa wie die dunkelsten Gläser der Schutzbrille von Schweißern – aufweisen, und Filter aus aluminisiertem Polyester in den dunkelsten Schattierungen sicher. Die Filter sollten aber speziell für die Ferngläser oder Teleskope angefertigt sein, die mit ihnen ausgestattet werden sollen. Nicht sicher sind Filter wie Farb- oder Schwarz-Weiß-Film, der kein Silber enthält, Fotonegative mit Abbildungen, Rauchglas und Sonnengläser, auch wenn man mehrere solcher Brillen übereinander trägt. Während der spektakulären Augenblicke der totalen Finsternis ist es ungefährlich, mit bloßem Auge in die Sonne zu blicken.
Die bisher jüngste totale Sonnenfinsternis wurde am Mittwoch von Millionen Menschen in Teilen von Indonesien bewundert. Ganze Städte waren minutenlang in Dunkelheit gehüllt, als die Sonne den Schatten des Mondes auf die Erde warf. Tiere reagierten verstört, Menschen sanken zum Gebet auf die Knie. „Die Sonne verschwand völlig“, sagte Zuschauer Junaz Amir, der das Phänomen mit seiner Familie bewunderte. „Wie unglaublich, dass dieser sonnige Morgen plötzlich dunkel wurde.“
Die völlige Sonnenfinsternis war in zwölf Provinzen des Inselstaats zu verfolgen, in dem 40 Millionen Menschen leben. In anderen Teilen Asiens und im Norden Australiens war sie zumindest teilweise sichtbar. Insgesamt dauerte das Schauspiel rund drei Stunden. Völlig verdeckt war die Sonne zwischen ein und drei Minuten.
Angst vor der Eklipse
In früheren Zeiten, als es noch keine wissenschaftlichen Erklärungen für eine Sonnenfinsternis gab, rankten sich um dieses spektakuläre Ereignis Mythen und Aberglaube. Oft wurde es als Vorboten von Unglück und Not gedeutet. Die nordamerikanischen Arapaho-Indianer dachten beispielsweise, Sonne und Mond wechseln das Geschlecht, weshalb der Tag zur Nacht wird. In Brasilien glaubten Volksgruppen, ein großer Vogel verdeckte die Sonne mit seinen Flügeln. Die Chippewa-Indianer fürchteten, die Sonne erlöscht, weshalb sie brennende Pfeile gegen den Himmel schossen, um sie wieder anzuzünden.
Ein böser Drache versucht, die Sonne zu fressen, wurde in China befürchtet. Lautes Getöse, meinten die Menschen, würden ihn davon abhalten. Die Japaner deckten die Brunnen ab, weil sie glaubten, bei einer Sonnenfinsternis werde das Wasser vergiftet. Auch heute noch gibt es Menschen, die in einer Sonnenfinsternis einen Vorboten von Unglück sehen. So glaubten viele, dass die Sonnenfinsternis von 1999 den Beginn des Weltunterganges um den Jahrtausendwechsel ankündigt. Passiert ist jedoch nichts. Die Welt ist immer noch nicht untergegangen.
Die nächste totale Sonnenfinsternis wird für den 21. August 2017 vorhergesagt und soll im Nordpazifik, im Südatlantik und in den USA sichtbar sein. Partiell wahrnehmbar sein werde sie im nördlichen Südamerika, in Nordamerika und in Westeuropa.