Der CO2-Fresser
Ist das Naheliegende das Beste?
Schwarzach In der Luft ist zu viel Kohlendioxid, deshalb wird das Klima immer wärmer. Nicht gut. Man kann sich natürlich bemühen, nicht so viel CO2 hinaus zu blasen, dazu existiert eine Literatur, die schon ganze Bibliotheken füllt. Die direkte Herangehensweise ist das aber nicht – die lernen die Leute auf den technischen Hochschulen, etwa der ETH in Zürich. Was wäre die direkte Methode? Wenn etwas zu viel wo drinsteckt, ist es naheliegend, es wieder rauszunehmen. Wenn sozusagen schon der Hut brennt. Das tut er, wie uns die Klimaforscher versichern. Also haben zwei Maschinenbaustudenten der ETH eine Methode des „Herausnehmens“ von Kohlendioxid aus der Luft zu einer funktionierenden Maschine entwickelt, eine Firma gegründet usw. Statt zum Beispiel eine App für … was weiß ich, für was zu entwickeln, wie es so viele aufstrebende junge Menschen machen. Sondern um ein wirkliches, das heißt, in der realen Welt existierendes Problem zu lösen. Ihre Firma heißt Climeworks, die Maschine hat die Größe eines Lieferwagens und ist im Prinzip ein Kasten mit zwei Rohrstutzen vorn und hinten.
Prototyp an Gärtnerei geliefert
Auch der Laie vermutet: Da wird Luft angesaugt und wieder rausgeblasen, und der Laie vermutet richtig. Im Kasten strömt die Luft über ein Filtermaterial, dessen Aufbau Betriebsgeheimnis ist; es ist aber chemisch eine Base, diese Stoffe verbinden sich gern mit einer Säure, falls eine vorbeikommt, das ist der Fall, den Kohlendioxid ist die wasserfreie Form der Kohlensäure, da steckt die Säure schon im Namen. Und wie kriegt man das Gas jetzt wieder von der Base weg? Durch Wärme (ca. 100 Grad). Kontraproduktiv wäre es, zur Erzeugung dieser Wärme Öl oder Gas zu verheizen – „hintersche gschaffat“, wie der Vorarlberger sagt, jedenfalls energetisch. Die Wärme ist Abfallwärme industrieller Prozesse, in späteren Ausbauphasen bieten sich solare Quellen an. Momentan wird vom Prototyp das gewonnene Kohlendioxid an eine Gärtnerei geliefert, um damit die Gewächshäuser zu fluten – das Gemüse wächst dann besser. Das löst das CO2-Problem natürlich nicht. Deshalb wird in Island das Treibhausgas mit Wasser zu Kohlensäure umgesetzt und hunderte Meter tief in vulkanische Böden gepumpt, dort wird das Kohlendioxid chemisch gebunden, es bildet sich Kalkstein. Kosten? Jetzt noch 480 Euro pro Tonne aufgefangenes CO2. Soll aber mit der Massenproduktion der Maschinen auf 80 Euro sinken. Jede Einheit kann pro Jahr 50 Tonnen Kohlendioxid aus der Luft entfernen. Für 225 Millionen Tonnen – etwa 1 Prozent der globalen Emission – wären viereinhalb Millionen Geräte erforderlich. Keine utopische Zahl – auch Autos baut man in Millionen Stückzahlen. Zu fünft übereinander gebaut würden die Apparate eine Fläche von vier mal vier Kilometer bedecken, eine größere Industrieanlage. Die Erfinder sind überzeugt, dass man das so ähnlich auch bauen muss. Es ist, wie sie sagen, fünf nach zwölf. Maschinenbauer halt …