Merkwürdige Monde

Wissen / 14.05.2021 • 11:23 Uhr
Diese Aufnahme zeigt die Oberfläche des Saturnmondes Enceladus.  REUTERS
Diese Aufnahme zeigt die Oberfläche des Saturnmondes Enceladus.  REUTERS

Leben braucht nicht unbedingt Planeten.

schwarzach Über 4000 Exoplaneten sind inzwischen bekannt. Planeten sind in der Galaxis eher die Regel, nach Schätzungen hat jeder zweite Stern welche, das addiert sich zu Hunderten Milliarden. Unter den bekannten gibt es einen Haufen Exoten ohne Gegenstück in unserem Sonnensystem, eine zweite Erde ist aber in den Computern der Astronomen bis jetzt nicht aufgetaucht, was die anfängliche Euphorie der Astrobiologen mittlerweile gedämpft hat. Es gibt haufenweise „heiße Jupiter“, Gasriesen, die ihre Sonne in Tagen oder Wochen umkreisen – so nah am Stern, dass die Temperatur zwei- bis viertausend Grad beträgt. Für außerirdisches Leben nicht geeignet. Mehr Hoffnung machen die „Supererden“, so genannt weil sie erdähnlich sind, halt ein paar Mal massereicher und deshalb größer. Sie sollen überhaupt die häufigste Planetenart in der Milchstraße sein. Ordentliche Gesteinsplaneten mit großer Schwerkraft, die eine dichte Atmosphäre festhalten kann. So große Planeten sollten im Inneren auch so heiß sein, dass Ströme aus flüssigem Magma ein starkes Magnetfeld erzeugen, das schädliche Strahlen aus dem All oder Strahlungsausbrüche des Zentralstern abfängt. Vielleicht ist man auf der Suche nach Leben aber zu sehr auf Planeten fixiert. In unserem Sonnensystem existieren zahlreiche Monde, die Planeten umkreisen.

Tiefgefrorene Eiskugel

Interessantes Beispiel ist der 500 km große Enceladus – auf den ersten Blick eine tiefgefrorene Eiskugel, wo aber seltsame Dinge vor sich gehen: Aus sogenannten „Kryovulkanen“ bricht Wasser aus dem Inneren in langen Streifen durch die Eisdecke und wird in den Raum geschleudert, die Saturnsonde „Cassini“ hat es festgestellt. Wieso gibt es auf einem so kleinen Himmelskörper so weit weg von der Sonne flüssiges Wasser? Wieso ist Enceladus nicht bockhart durchgefroren? Es muss im Inneren eine Wärmequelle vorhanden sein, die das Eis kontinuierlich aufschmilzt. Die üblichen Verdächtigen wie Radioaktivität und innere Reibung durch die Anziehungskraft des Saturn können die Wärmeproduktion des Eismondes nicht befriedigend erklären. In der Südpolregion des Mondes gibt es aktive Geysire, die Wasserfontänen weit ins All schießen, die Wolken enthalten Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, Methan und einfache organische Moleküle unbekannter Natur. Das Wasser stammt aus einem Ozean, der unter der 30 km dicken Eisdecke den ganzen Mond bedeckt. Tiefe: etwa zehn Kilometer. Ein Eismeer mit Bodenheizung und organischer Chemie. Da könnte Leben existieren! Ähnliches gilt für den Jupitermond Europa, unter dessen Eisdecke auch ein globaler Ozean vermutet wird. Mehr darüber wissen wird man erst, wenn Sonden auf diesen Monden landen und tiefe Löcher in die Eisdecke schmelzen. Bis zur Mitte des Jahrhunderts könnte es so weit sein.