„Ich lache privat unheimlich gerne“

Nächsten Freitag ist der deutsch-türkische Comedian Kaya Yanar im Festspielhaus.
Sie haben eigentlich Philosophie, Amerikanistik und Phonetik studiert. Was war ausschlaggebend, dass Sie sich der Comedy zugewandt haben?
KAYA YANAR: Im Sommer 1999 habe ich an einem Nachwuchstalent-Wettbewerb teilgenommen. Dort haben mich Fernsehredakteure von RTL und Sat.1 entdeckt. Eigentlich war RTL eher an mir dran, aber Sat.1 hat letztlich zugeschlagen. Sie haben mich gefragt, ob ich das, was ich da auf der Bühne mache, nicht auch im Fernsehen machen würde. Erst mal habe ich gesagt: „Nein, ich bin noch nicht so weit. Ich habe ja nicht mal ein Bühnenprogramm, ich bin erst 26, ich muss noch ein paar Jahre touren.“ Dann aber habe ich die Bezahlung gesehen und gesagt: „Alles klar, ich bin so weit.“
Was wäre denn ursprünglich Ihr Plan gewesen? Welchen Beruf würden Sie heute ausüben, wenn Sie nicht Unterhaltungskünstler geworden wären?
KAYA YANAR: Ich hatte ein Interessen-Studium. Das war ein typisches Studium, bei dem man sagt: Ich werde mein Bafög mit Arbeitslosengeld zurückzahlen. Ich hatte wirklich überhaupt keine Zukunftsaussichten, aber ich war damals Idealist und habe gesagt: Es ist mir wurscht, ob es sinnvoll ist oder nicht – es interessiert mich. Zum Glück kam die Karriere dazwischen. Ich wüsste heute nicht, was ich mit dem Studium gemacht hätte.
Mit Ihrer deutsch-türkischen Comedy haben Sie einen ganz eigenen Stil geprägt, der auch schon Nachahmer gefunden hat. Stört Sie das oder fühlen Sie sich eher geehrt?
KAYA YANAR: In Deutschland leben rund 10 Millionen Ausländer, davon ein Viertel Türken. Da ist es ganz normal, dass sich da auch fünf oder sechs türkischstämmige Comedians hervortun. Jetzt warte ich nur noch auf russische, griechische oder kroatische Comedians. Wenn sich da jemand an mir orientiert, ehrt mich das natürlich.
Sie nehmen verschiedene Kulturen aufs Korn. Gab’s da in der Vergangenheit schon böse Briefe von Zuschauern, die sich auf den Schlips getreten fühlten? Wie gehen Sie damit um?
KAYA YANAR: Ja, vor allen Dingen zu Beginn von „Was guckst Du?“ regten sich manche darüber auf, dass jetzt nicht nur Deutsche Witze über die Türken machen, sondern die Türken selbst. „Jetzt stellt sich auch noch einer von uns da hin.“ Aber das hat sich schnell beruhigt, da die Leute festgestellt haben, dass ich kein lebender Türkenwitz bin und dass ich nicht auf die Bühne trete, um jemanden herunterzumachen.
Welche Art Witz würden Sie nie machen?
KAYA YANAR: Tragödien, Krankheiten und Religionen lasse ich außen vor. Das sind Bereiche, in denen Humor nichts zu suchen hat. Mein Anspruch ist es, die Leute zwei Stunden zu unterhalten mit Comedy, die nicht darin besteht, die Grenzen des guten Geschmacks auszuloten.
Kaya Yanar auf der Bühne ist lustig. Und wie ist der Privatmensch Kaya?
KAYA YANAR: Ich lache privat unheimlich gerne. Alle meine Freunde sind entweder witzig oder haben viel Humor. Ansonsten würde ich mich eher als ruhigen Charakter bezeichnen, der gerne Eindrücke sammelt.
Ihr neues Programm „All inclusive“ handelt von Reisen in andere Länder und den kulturellen Unterschieden. Fließen in „All inclusive“ auch Ihre eigenen Reiseerlebnisse ein?
KAYA YANAR: Ja, ich bin viel durch die Welt gereist. Ich war wirklich überall – in Indien, in Amerika, in Kanada, in Brasilien. Ach, einfach überall. Da habe ich sehr viele skurrile Typen getroffen und verrückte Sachen erlebt, die mitunter auch Teil meines Programms sind. Allerdings habe ich so viele Eindrücke gesammelt, dass ich gar nicht über alles berichten kann. Der Stoff reicht eigentlich für die nächsten 30 Programme.
Haben Sie denn schon ein nächstes Projekt in Planung?
KAYA YANAR: Ich habe immer Pläne im Kopf, aber was ich davon als Nächstes mache, entscheidet sich erst noch. Jetzt steht erst mal die Live-Tournee im Mittelpunkt.
Was ist die größere Herausforderung: Ihre TV-Show oder Ihre Auftritte vor Live-Publikum?
KAYA YANAR: Das Live-Publikum ist kritischer, und auch die Reaktion kommt direkter. Dafür macht das aber auch am meisten Spaß, und auch nach mehr als 15 Jahren auf der Bühne hoffe ich, dass ich das in 30 Jahren noch machen kann.
Zur Person
Kaya Yanar
Geboren am: 20.5.1973
Wohnort: Frankfurt
Familienstand: ledig
Lebensmotto: „Ein Tag, an dem man nicht lacht, ist ein völlig vergeudeter Tag.“ Charles Chaplin
Kaya Yanar „All inclusive“,
23. November ab 20 Uhr im Festspielhaus Bregenz. Karten: Musikladen www.musikladen.at (05522/41000)