„Ich muss niemandem mehr etwas beweisen“

9. Jänner in der Kulturbühne AMBACH in Götzis. Foto: Musikladen
Wolfgang Verocai über sein neues Programm, die Vorteile des Alters und musikalische Ziele.
Könntest du dir vorstellen, deinen Lebensunterhalt ausschließlich mit Musik zu bestreiten?
Wolfgang Verocai: Von der Musik zu leben, die ich momentan mache, wäre das nur schlecht und recht möglich. Um Geld zu verdienen, müsste ich kommerzielle Musik spielen. Und solange meine Kinder noch studieren, denke ich darüber nicht mal nach. Allerdings ist meine Pensionierung in „Sichtweite“, dann ist vielleicht noch mal einiges möglich.
Der Jahresbeginn ist immer auch die Zeit der guten Vorsätze. Welche Vorsätze/Ziele hast du für das Jahr 2013?
Wolfgang Verocai: Aufhören zu rauchen, immer wieder Zeiträume für Entspannung einbauen, nicht immer alles perfekt machen wollen und schöne Momente genießen.
In einem Lied deiner aktuellen CD singst du die Zeilen „As wierd Zit, dass i abhau . . . wär do ganzo Tag in kurza Hosa“. Ist das wirklich ein Herzenswunsch von dir?
Wolfgang Verocai: Klar, gerade wenn uns der Nebel im Rheintal erdrückt. Was wäre da schöner als an einer Strandbar in „kurza Hosa“ Musik zu machen?
Deine neue CD trägt den Titel „50plus“. Worin liegen deiner Meinung nach die Vorteile des Alters?
Wolfgang Verocai: Das Beste daran ist wohl, dass ich niemandem mehr etwas beweisen muss. Das ist auch gut so, denn ich spüre, dass ich nicht mehr so viel Energie habe wie früher und versuche, mir alles besser einzuteilen – auch wenn das nicht immer klappt. Insgesamt lebe ich intensiver, genieße sowohl die Arbeit mit den Kindern in der Schule wie auch meine Freizeit mehr als früher. Ich bin einfach entspannter und „netter“, aber da ist noch einiges „nach oben“ möglich.
Deine Lieder werden in allen Teilen Vorarlbergs gerne gehört. Was, denkst du, macht den Erfolg Deiner Songs aus?
Wolfgang Verocai: Zu einem guten Song gehören ein guter Text und gute Musik. Meine Lieder sind meist Geschichten, mit denen sich viele Leute identifizieren können. Bei manchen Liedern kann man schmunzeln, bei anderen spreche ich tiefere Ebenen an, wenn sich die Leute darauf einlassen. Die Musik ist für mich ebenfalls sehr wichtig, deshalb arbeite ich ausschließlich mit sehr guten Musikern und Profis im Studio. Da hatte ich mit der Auswahl der Musiker, meinen Freunden, bisher viel Glück.
Hast du schon einmal daran gedacht, nicht mehr im Dialekt, sondern auf Hochdeutsch zu singen, um ein noch größeres Publikum über die Landesgrenzen hinaus zu erreichen?
Wolfgang Verocai: Ja, ich habe das schon lange im Hinterkopf. Meine vier Musicals in den 90er-Jahren waren ja alle auf Hochdeutsch, ich habe damit also eine gewisse Erfahrung. Nach meiner Pensionierung werde ich das wohl in Angriff nehmen. Es darf aber keinesfalls Schlager werden.
Du hast bereits mehrere Auszeichnungen erhalten, auch in deinem Beruf als Pädagoge.
U. a. wurdest Du zum „Lehrer des Jahres“ gekürt. Ist Lehrer Dein Traumberuf?
Wolfgang Verocai: Nach 35 Jahren kann ich rückblickend wohl sagen, dass ich den richtigen Beruf gewählt habe. Ich mache das noch heute beinahe jeden Tag leidenschaftlich. Ich habe ein Herz für Kinder und Jugendliche. Der Dank gehört hier aber meinen Eltern, welche mir nach der Handelsschule unter größten finanziellen Opfern nochmal sieben Jahre Schulbildung und Studium ermöglichten.
Kinder, speziell im Teenager-alter, empfinden viele Aktivitäten ihrer Eltern als uncool und peinlich. Wie war das bei dir und deiner Musik?
Wolfgang Verocai: Da müsstest du meine Kinder fragen. Ich habe damals während ihrer Kindheit auch für sie Lieder geschrieben und glaube schon, dass sie auf mich und meine Musik stolz sind, obwohl sie teilweise ganz andere Musik hören.
Du hast auch schon vier sehr erfolgreiche Kindermusicals geschrieben, die international aufgeführt werden und bislang mehr als eine Million Besucher zählen. Hast du in dieser Richtung wieder etwas geplant? Wenn ja, kannst du darüber schon etwas verraten?
Wolfgang Verocai: Nein, das Kapitel ist ziemlich sicher abgeschlossen. Die Energie der 90er-Jahre habe ich einfach nicht mehr. Monatelang schreiben, im Studio sitzen, untertags in die Schule, dann ein Jahr lang einstudieren und proben. Ich weiß gar nicht mehr, wie ich das damals geschafft habe.
Zur Person
Wolfgang Verocai
Geboren: 3. Juli 1954
Wohnort: Lustenau
Kinder: 2 (bereits erwachsen)
Lebensmotto: Am Ende des Tunnels ist Licht.
Wolfgang Verocai präsentiert sein neues Programm „Zigünarnacht“ am
9. Jänner 2013 in der Kulturbühne AMBACH, Götzis. Tickets: Musikladen Kartenbüro, Tel. 05522/41000