„Ich will Geheimnisse schaffen, nicht ergründen“

Wohin / 01.08.2013 • 14:30 Uhr
Die Hamburger Band Tocotronic ist demnächst beim Poolbar-Festival live zu erleben. Foto: Veranstalter
Die Hamburger Band Tocotronic ist demnächst beim Poolbar-Festival live zu erleben. Foto: Veranstalter

Heute kommen Tocotronic für ein Konzert in die Poolbar in Feldkirch.

schwarzach. Die Hamburger Band Tocotronic gibt es bereits seit 20 Jahren. Mit ihrem neuen Album „Wie wir leben wollen“, das heuer erschienen ist, haben die Musiker nun wieder von sich reden gemacht. Frontman Dirk von Lowtzow spricht über das Band-Jubiläum, das neue Album und seine Inspirationen.

Tocotronic gibt es nun seit 20 Jahren. Inwiefern habt ihr euch persönlich bzw. hat sich eure Musik in dieser Zeit verändert und weiterentwickelt?

Dirk von Lowtzow: Veränderungen festzustellen, nachzuverfolgen, zu beschreiben und zu bewerten können andere viel besser als wir. Uns fehlt da verständlicherweise etwas die Objektivität. Es ist ja schließlich schwer, sich selber beim Wachsen zuzusehen.

Gab’s in diesen zwei Jahrzehnten Konzert-Erlebnisse, über die ihr heute noch gern redet oder schmunzeln müsst?

Dirk von Lowtzow: Wir lachen alle eigentlich grundsätzlich sehr viel und vornehmlich über uns selbst. Das Schmunzeln überlassen wir aber gerne anderen Wesen, beispielsweise dem sogenannten Schmunzelhasen …

Wie feiert ihr euer 20-Jahr-Jubiläum?

Dirk von Lowtzow: Mit täglich einer Flasche Veuve Cliquot.

Euer neues Album heißt „Wie wir leben wollen“. Wie wollt ihr leben, was ist euch wichtig?

Dirk von Lowtzow: Wie wir gerne leben wollen, lässt sich mit zwei Worten umschreiben: emanzipiert und authentisch.

Das Album ist sehr abwechslungsreich, auch stilistisch gesehen. Wolltet ihr einfach Neues ausprobieren oder wie kam das?

Dirk von Lowtzow: Wir hören und hörten seit unserer Gründung vor zwanzig Jahren viele sehr unterschiedliche Musikrichtungen. Man könnte sagen, dass wir so porös wie Spongebob sind – alles sickert in uns ein, wird dann von uns ausgequetscht und ins Tocoversum einverleibt. ,Sei schlau – klau heißt die Devise!‘

Gleich beim ersten Song „Im Keller“ singst du „Ich bin jetzt alt“. Fühlst du dich mit Anfang Vierzig schon alt?

Dirk von Lowtzow: Nur wenn ich Interviews geben muss (lacht). Dann fühle ich mich schlagartig um Jahre gealtert. Wenn ich aber zum Beispiel betrunken bin, fühle ich mich so frisch wie ein kleines Baby.

Ihr habt ja oft, sagen wir, etwas bedrückende Texte. Woher kommen eure Inspirationen zu diesen Songs?

Dirk von Lowtzow: Aus der Theorie und aus unserer Fantasie.

Du bist auch als Autor für eine Zeitschrift tätig, wäre Autor bzw. Journalist deine Berufswahl gewesen, wenn es mit der Musik nicht geklappt hätte?

Dirk von Lowtzow: Nein. Ich will Geheimnisse schaffen, nicht ergründen. Bei den „Texten zur Kunst“ ging das, aber ansonsten ist der Journalismus aus oben genanntem Grund nichts für mich.

Romane kann ich nicht schreiben, weil ich an Geschichten nicht interessiert bin. Ich bin viel mehr an der Zerstörung von Geschichten interessiert.

Zur Person

Dirk von Lowtzow

Geboren: 21. März 1971 in Offenburg/Deutschland

Lebensmotto: “Blöd aber schön: The road of excess leads to the palace of wisdom (William Blake)”

Funktion bei Tocotronic: Gesang und Gitarre

„Tocotronic“ gastieren am
2. August beim Poolbar-Festival in Feldkirch. Karten gibt‘s beim Musikladen: 05522/41000