“Ich liebe die Idee, eine Tradition weiterzutragen”

Wohin / 28.11.2013 • 12:14 Uhr
„Dervish“ sind am 2. Dezember beim 18. Guiness Irish Christmas Festival in Götzis mit dabei.  Foto: Veranstalter
„Dervish“ sind am 2. Dezember beim 18. Guiness Irish Christmas Festival in Götzis mit dabei. Foto: Veranstalter

Mit „Dervish“ kommen die Superstars der traditionellen irischen Musik ins Ländle.

Du hast schon als Kind mit dem Musizieren begonnen. Wer war damals dein musikalisches Vorbild?

Jordan: Mein erstes Vorbild war meine Familie. Meine Eltern und Geschwister sangen, und ich hatte bereits im Alter von drei Jahren ein Repertoire an Liedern. Die Liebe zur Musik wurde mir also in die Wiege gelegt.

War irische Musik für dich schon immer der reizvollste Musikstil oder gibt’s auch andere musikalische Vorlieben?

Jordan: Ich war immer für alle Arten von Musik offen – egal ob alte amerikanische Musik, Bluegrass oder Rock‘n‘Roll. Traditionelle irische Musik war meinem Herzen aber stets am nächsten. Diese Musik habe ich im Blut, wie man so schön sagt.

Ihr spielt auf der ganzen Welt, warum, glaubst du, hat irische Folk-Musik weltweit so viele Anhänger?

Jordan: Ich denke, taditionelle irische Musik berührt den Zuhörer durch ihre Tiefe. Von den langsamen Balladen bis zu den wilderen Uptempo-Songs, spiegelt diese Musik die Geschichte und Erfahrungen vergangener Generationen wider. Sie hat so viele Facetten: „Goltraí“ etwa ist so traurig, dass es einem die Tränen in die Augen treibt, „Geantraí“ wiederum ist aufregend und bringt einen zum Tanzen, und „Suantraí“ ist so sanft und wirkt so beruhigend, dass man am liebsten dabei einschlafen möchte.

„Dervish“ besteht seit Anfang der 90er-Jahre. Was hat sich in eurer Musik im Laufe eurer Bandgeschichte verändert?

Jordan: Ich würde nicht sagen, dass wir uns allzu sehr verändert haben, wir haben uns vielmehr weiterentwickelt. Wir spielen nach wie vor traditionelle irische Musik, aber im Laufe der Jahre sind wir als Band immer enger zusammengewachsen. Man könnte sagen, wir sind eins geworden.

Ich habe gelesen, du bist mit der irischen Tradition sehr verwurzelt. Was bedeutet für dich der Begriff Tradition?

Jordan: Ich liebe die Idee, eine Tradition weiterzutragen, die seit so vielen Jahren existiert. Sie wird an die nächste Generation weitergegeben und dabei fließen auch unsere Geschichten und Emotionen mit ein.

Wie steht es mit dem Klischee der typisch irischen Melancholie – ist da etwas dran?

Jordan: Es liegt viel Wahrheit in diesem Klischee und das ist auch der Grund dafür, dass uns die alten Lieder so ansprechen. Ich denke, das rührt noch von den Jahren der Unterdrückung durch die britischen Besatzer her, die zu Tod, Hungersnot und Auswanderung führte. Wenn Sie tief in die meisten Iren blicken, werden Sie diese Melancholie finden.

Vergangenes Jahr hast du deine erste Solo-CD „All the way home“ herausgebracht. Planst du weitere Solo-Projekte?

Jordan: Ich hoffe ja, es ist immer toll, an neuen Projekten mit verschiedenen Musikern zu arbeiten, es hält alles frisch und lehrt einen, die Musik noch mehr zu schätzen.

Habt ihr schon einmal in Österreich gespielt?

Jordan: Ja, „Dervish“ haben bereits viele Male in Österreich gespielt.

Was hat euch besonders gefallen?

Jordan: Wir haben tolle Erinnerungen an unsere Zeit in Wien. Und ganz besonders an eine kleine Stadt in den Bergen names Guttenbrunn. Wir hatten einen super Agenten namens Mario Prinz, der mittlerweile pensioniert ist. Er war ein großer Freund, und er hat alle unsere Ausflüge nach Österreich zu etwas ganz Besonderem gemacht. Ich liebe auch österreichische Jodelmusik.

Wie wirst du das Weihnachtsfest in diesem Jahr verbringen?

Jordan: Weihnachten werde ich mit meiner Familie in Irland verbringen.

Cathy Jordan

Seit 1991 Frontfrau der irischen Band „Dervish“; in Scramogue, Irland, als jüngstes von sieben Kindern geboren;

sie ist Sängerin, Komponistin, Multiinstrumentalistin (Gitarre, Bodhran, Bouzouki und Bones)

18. Guinness Irish Christmas Festival, 2. Dezember, Kulturbühne AmBach Götzis, Karten: Musikladen