„Meine Kraft schöpfe ich aus der Begeisterung“

Bruno Baumann zeigt wieder beeindruckende Impressionen seiner Asienreisen.
schwarzach. Im Interview mit den Vorarlberger Nachrichten erzählt der Filmemacher und Reiseschriftsteller über seine Motivation, seine Erlebnisse und seine Pläne.
Welcher Kontinent oder welche Region übt auf Sie die größte Faszination aus und warum?
Baumann: Definitiv Asien. Weil man dort bei der Erforschung des menschlichen Geistes weiter gekommen ist als irgendwo sonst auf der Welt, und ich davon etwas lernen kann.
Auf Ihren Touren gab es bestimmt schon einige Extremsituationen . . .
Baumann: Natürlich gab es brenzlige Situationen. Am Mt.McKinley in Alaska wäre ich fast erfroren, in der Wüste Gobi beinahe verdurstet, bei der Erstbefahrung eines „Grand Canyon“ des Himalaya fast ertrunken. Bei der Erfahrung, die den nachhaltigsten Eindruck hinterließ, ging es nicht um mich, sondern um Tiere, als ich bei der Durchquerung der Takla-Makan-Wüste fast meine gesamte Karawane verlor. Niemals werde ich das vergessen können und ich habe mir geschworen, nie wieder das Leben unschuldiger Tiere aufs Spiel zu setzen.
Sie machen Touren unter extremen Bedingungen, wie hält man das durch?
Baumann: Meine Kraft schöpfe ich aus der Begeisterung. Nicht der Wille, sondern die Begeisterung ist stärkste Motivation.
Gab es Momente, in denen Sie gedacht haben, warum tu ich mir das an?
Baumann: Ja, auch meine Leidensfähigkeit hat Grenzen, und es gab Situationen, in denen Ängste und Verzweiflung mich zu lähmen drohten. Dabei habe ich gelernt, mit Ängsten umzugehen und diesen nicht so viel Macht über mich zu geben.
Auf Ihrer Homepage steht, dass die Suche nach Antworten auf die Grundfragen des Lebens bei Ihnen an erster Stelle steht. Welche Antworten haben Sie auf Ihren Reisen gefunden?
Baumann: Meine Erfahrungen, die ich durch meine Reisen machen durfte, haben mehr Selbstverantwortung in mein Leben gebracht. Ich lebe heute geistesgegenwärtiger als vorher, aus der Erkenntnis heraus, dass die Zukunft durch die Gegenwart begründet wird. Ich habe gelernt, mit Veränderung besser umzugehen, darin Chancen zu sehen, weil Veränderung die einzige Konstante ist. Und ich habe weniger Ängste als vorher, dafür mehr Freiheit.
Demnächst halten Sie einen Multimediavortrag mit dem Titel „Himalaya – Königreiche zwischen Himmel und Erde“. Was genau wird da zu sehen sein?
Baumann: Der Vortrag ist das Ergebnis von Dutzenden Reisen und Expeditionen in den Himalaya in einem Zeitraum von 35 Jahren. Es ist also keine Momentaufnahme, sondern ein Porträt des höchsten Gebirges der Welt, in dem 50 Millionen Menschen leben. In Bezug auf die audiovisuelle Präsentation erwartet die Besucher ein Feuerwerk an Bildern und Videos in HD-Qualität auf Großbildwand.
Wie sehen Ihre weiteren Pläne aus, wo liegt die nächste Herausforderung für Bruno Baumann?
Baumann: Ich bin Anfang des Jahres 60 und meine Ziele sind andere geworden. Ich arbeite an einem großen TV-Dreiteiler mit, einer Dokumentation über den Fluss der Flüsse in Asien, den Brahmaputra. Ich werde weiter Bücher schreiben. Allerdings – ein ambitioniertes Vorhaben gibt es noch. Ich werde im Herbst dieses Jahres versuchen, jene „Todesstrecke“ in der Takla Makan, auf der ich im Jahr 2000 meine Karawane verlor, ohne Kamele zu durchmessen, sozusagen auf meinen eigenen Spuren. Nicht allein, sondern mit einem Extremsportler als Partner.
Zur Person
Bruno Baumann
Geboren: 10. Jänner 1955
Wohnort: München und Kitzeck
Familienstand: ledig
Lebensmotto: „Im Widerspiel des Möglichen mit dem scheinbar Unmöglichen. Erweitern wir unsere Möglichkeiten“ (Ingeborg Bachmann)
Multimediavortrag: Bruno Baumann „Himalaya“, 26. März, Kulturbühne AMBACH in Götzis. Karten: Musikladen.