„Es war zu anstrengend, ständig rumzubrüllen”

Wohin / 20.08.2015 • 14:28 Uhr
Die „Broilers“ mit Sammy Amara (vorne rechts) sind bei Rock am See mit dabei.   Foto: Eikelpoth
Die „Broilers“ mit Sammy Amara (vorne rechts) sind bei Rock am See mit dabei.   Foto: Eikelpoth

Am 4. September findet in Konstanz wieder das „Rock am See“ statt.

schwarzach. Auch die deutsche Punk-Band „Broilers“ wird mit am Start sein, Sänger Sammy beantwortete den VN im Vorfeld einige Fragen. 

Euch gibt’s nun schon seit über 20 Jahren. Letztes Jahr habt ihr mit eurem Album „Noir“ Platz 1
der deutschen Albumcharts erreicht. Woran, denkst du, lag dieser plötzliche Mainstream-Erfolg?

Amara: So plötzlich kam der Erfolg ja nicht. Dahinter stehen 20 Jahre kontinuierliche Arbeit. Wenn man konzentriert an der Sache arbeitet, die man liebt, kann man irgendwann eine Grenze überschreiten. Wichtig für uns war auch, die richtigen Leute ins Boot zu holen. Sprich: das, was wir früher alleine gemacht haben, also etwa Merchandising, Booking oder Gagen-Verhandlungen, haben wir in andere Hände gegeben. All das hat uns geholfen, uns auf unsere Musik zu konzentrieren.

Ihr seid eine Punkband, also eher in der Punkszene bekannt. Trotzdem Platz 1. Ist eure Musik massentauglicher geworden?

Amara: Hmmm, das weiß ich nicht. Ich glaube, wenn man probt, passiert es automatisch, dass man lernt und sich verbessert. Das bedeutet, Melodien, die ich früher in unseren Liedern schon gut fand, kann ich jetzt anders rüberbringen. Dann wird das automatisch melodischer. Und das gefällt eben mehr Leuten, als einfach nur Rumgebrülle. Nicht zuletzt sind es auch die Leute, die schon lange an unserer Seite sind und die uns geholfen haben, indem sie unsere Platte gekauft haben. Das ist ja heutzutage auch nicht mehr alltäglich, es wird viel im Internet geklaut. Glücklicherweise haben wir Fans, die bereit sind, für unsere Lieder Geld auszugeben, das wirkt sich dann natürlich auf die Charts aus.

Du singst heute anders als früher.

Amara: Ich habe irgendwann gemerkt, dass es sehr anstrengend ist, die ganze Zeit rumzubrüllen und dass das über mehrere Wochen Tour nicht durchzuhalten ist. Und so habe ich mich ein wenig angepasst, es etwas softer angehen lassen, zumal es mir so auch besser gefällt.

Hat sich für euch als Band durch diesen plötzlichen Mainstream-Erfolg etwas verändert?

Amara: Wir können von unserer Musik leben, und das ist natürlich einer der größten Glücksfälle überhaupt. Wir müssen, salopp gesagt, nur noch Lieder schreiben, proben und Konzerte geben. Ein Traum für jeden Musiker. Das hat sich verändert, und dafür sind wir unendlich dankbar.

Schreibst du eure Songs?

Amara: Ja, ich schreibe die Songs. Wir treffen uns dann und sprechen darüber, ob alle die Texte auch verstehen und so sehen, wie ich sie sehe. Und dann probieren wir gemeinsam aus, wie wir das Ganze arrangieren können, welcher Musikstil am besten zur jeweiligen Nummer passt und so weiter.

Wenn du die neuen mit den alten BROILERS-Sachen vergleichst, würdest du sagen, dass du noch zu allem stehst, was du geschrieben hast?

Amara: Was ich früher getan habe, was ich so nicht mehr tun würde, ist aus einer etwas jugendlich-kindlichen Naivität heraus entstanden, nämlich die Gleichsetzung von rechter und linker Politik. Das kann und möchte ich so nicht mehr unterschreiben.

Warum heißt ihr eigentlich Broilers? Ein komischer Name für eine Punkband.

Amara: Wir haben damals einen Namen gesucht, in dem das „oi“ vorkommt, von „Oi-Punk“. Zu der Zeit war ein Kumpel aus Ostdeutschland bei uns zu Besuch und der sagte: Dann nennt euch doch einfach Broilers. Wir hatten das Wort noch nie gehört und fanden den Klang des Namens gut, und so nannten wir uns fortan Broilers. Als wir dann erfuhren, was es bedeutet, fanden wir es nicht mehr so toll ,aber wir stehen zu dem Namen . . . wie zu einem hässlichen Nachnamen eben.

Was heißt Broilers denn?

Amara: Es kommt aus dem Englischen und ist in Ostdeutschland auch so gebräuchlich und bedeutet nichts anderes als ein halbes Brathähnchen.

Ihr kommt demnächst zu Rock am See – auf was können sich die Fans freuen?

Amara: Wir freuen uns sehr darauf, denn Rock am See ist eines unserer letzten Konzerte, bevor wir uns in eine kreative Pause verabschieden. Darum holen wir bei diesem Konzert nochmal alles raus und spielen eine Art Best-of.

Zur Person

Sammy Amara (Gesang, Gitarre)

Geboren: Sommer 1979

Wohnort: Düsseldorf

Familienstand: keine Angabe

Lebensmotto: Gas geben

Die „Broilers“ sind am
4. September bei Rock am See
in Konstanz vertreten. Karten: www.rock-am-see.de, eventim.de, koko.de