Was macht Österreich am allerletzten Tag?

Hosea Ratschiller präsentiert sein Kabarett „Der allerletzte Tag der Menschheit“.
schwarzach. Mit seinem satirischen Programm gastiert der Träger des Österreichischen Kabarettpreises 2012 morgen am Spielboden. Musikalisch begleitet wird er dabei von den Zwillingsschwestern RaDeschnig.
Sie sind Kabarettist, Schauspieler, Kolumnist, Satiriker, Radiomacher und Moderator – welche dieser Tätigkeiten liegt Ihnen am nächsten?
Ratschiller: Komiker gehören abends auf die Bühne. Sonst unterhalten wir Unschuldige. Beim Radio kann man lernen, wie man sich Applaus einbildet. Und das hilft dann wieder am Beginn der Bühnenkarriere. Zumindest seelisch.
Sie haben ursprünglich Philosophie und Theaterwissenschaften studiert, das Studium jedoch abgebrochen. Was gefiel Ihnen nicht?
Ratschiller: Mir hat es auf der Uni sehr gut gefallen. Ich bin nicht stolz auf das Scheitern meines Studiums, tröste mich aber damit: Bob Dylan ist auch Studienabbrecher, Dieter Bohlen ist Absolvent.
Sind Sie von Ihrem Elternhaus her künstlerisch „vorbelastet“?
Ratschiller: Mein Großvater war Faschingsprinz. Und eine Tante zweiten Grades hat mal einen schamanischen Trommelkurs besucht. Alle anderen Verwandten sind zutiefst solide, ehrbare Menschen.
Gibt es bestimmte Dinge, die ein typisches Hosea-Ratschiller-Programm auszeichnen?
Ratschiller: Für diese Einschätzung bin ich nicht objektiv genug. Aber wenn Sie mich fragen: Sie sind allesamt extrem lustig, spannend und schön, voll rasanter Wendungen, gespickt mit gesellschaftspolitischem Sprengstoff und in der Pause gibt es gekühlte Getränke.
Über welche Art von Kabarett bzw. Comedy können Sie selbst lachen? Gibt es Vorbilder?
Ratschiller: Ganz klar: Gerhard Polt, Will Ferrell, Josef Hader, Ricky Gervais – lauter Künstler, die mit wenigen Sätzen ein ähnliches Flirren erzeugen können wie ein guter Roman.
Demnächst erleben wir Sie am Spielboden mit Ihrem Programm „Der allerletzte Tag der Menschheit“. Um was geht’s dabei genau?
Ratschiller: Es geht um Österreich. Eine Gratis-Zeitung titelt „Kommt jetzt der Weltkrieg?!“. Und dann fliegen wir gute 90 Minuten lang lustig quer durchs ganze Land und beobachten die verschiedensten Figuren dabei, wie diese Schlagzeile in ihr Leben einbricht. Wir begleiten zum Beispiel den Minister zur Thai-Massage, den Polit-Aktivisten ins Gefängnis, wir werden Zeugen der politisch korrektesten Kebab-Bestellung aller Zeiten, fahren ein Stück mit dem Kanzler im Auto mit, schauen weiters auf Bauernhöfe, in Redaktionsstuben, Pfarrhäuser, Bobo-Wohnungen und vieles mehr. Insgesamt spiele ich in diesem Programm ca. 43 Rollen und die grandiosen RaDeschnig-Zwillinge musizieren dazu.
Wie kam die Zusammenarbeit mit „RaDeschnig“ zustande?
Ratschiller: Es war Liebe auf den ersten Blick, obwohl ich zwei Mal hinschauen musste. Ich bin unendlich fasziniert, wenn Menschen irgendwas sehr gut können. Erst recht, wenn sie ihre Möglichkeiten wohldosiert einsetzen, um etwas Anregendes auszudrücken. Und Birgit und Nicole können echt viele Sachen sehr gut. Ich bin stolz und froh, dass sie sich mit mir auf eine Bühne stellen.
Wenn morgen der allerletzte Tag der Menschheit wäre, was müsste dann heute noch unbedingt auf Ihrer To-do-Liste stehen?
Radeschnig: Zuletzt habe ich auf diese Frage geantwortet: Alle Zeit mit meiner Tochter verbringen. Da war meine Frau sauer. Insofern sei mir folgende private Einschaltung gestattet: Wenn morgen die Menschheit ausgelöscht wird, gehen wir heute noch schön essen, Schatz.
Zur Person
Hosea Ratschiller
Geboren: 11. 10. 1981
Wohnort: Wien
Familienstand: Papa, Liebhaber, Putzkraft
Lebensmotto: Immer wieder geht die Sonne auf
Hosea Ratschiller & RaDeschnig: „Der allerletzte Tag der Menschheit.“ Morgen, Samstag um 20 Uhr am Spielboden Dornbirn.
Karten: Raiffeisenbanken, Musikladen, www.spielboden.at