„Ich würde diesen Beruf sofort wieder ergreifen“

Manfred Honeck dirigiert das Mozart-Requiem in der Erlöserkirche in Lustenau.
Bereits mit 15 hat sich in Ihnen der Wunsch entwickelt, Dirigent zu werden. Ein Wunsch, der in Erfüllung ging. Wie ist Ihr Resümee gut 40 Jahre später?
Honeck: Ich würde diesen Beruf sofort wieder ergreifen. Es ist ein wunderschöner Beruf, in dem man sich musikalisch und emotionell sehr gut ausdrücken kann. Und das hat nichts mit Machtgelüsten zu tun oder dem Wunsch, vorne zu stehen, sondern es ist einfach magisch, wenn man viele Menschen zum Klingen bringen kann. Ich habe es als Kind wohl einfach instinktiv gewusst, dass ich darin meine Erfüllung finden kann.
Sie sind nun seit acht Jahren Chefdirigent des Pittsburgh Symphony Orchestra. Macht’s immer noch gleich viel Freude?
Honeck: Absolut. Es ist ein großartiges Orchester. Wir gehen ab Mai auf eine große Europa-Tournee und zum ersten Mal werden wir auch in Bregenz Halt machen. Das freut mich natürlich ganz besonders.
Ihre Musikerkarriere bringt auch viele Begegnungen mit berühmten Dirigenten aus aller Welt. Gibt es eine Begegnung, die Sie als besonders einprägsam empfunden haben?
Honeck: Hier muss ich vorausschicken, dass ich ja Mitglied der Wiener Philharmoniker war. Damals habe ich andere Dirigenten natürlich mit Adleraugen betrachtet und genau aufgepasst, was die Besonderes machen. Es gab damals viele interessante Begegnungen, dazu zählt sicher auch die mit Herbert von Karajan. Aber das einprägsamste Gespräch führte ich mit Leonard Bernstein. Das fand damals in einer Zeit statt, in der ich mich entscheiden musste, ob ich weiter im Orchester bleiben oder als Dirigent arbeiten wollte. Leonard Bernstein hat mir in einem persönlichen Gespräch im Musikzimmer fast eine Stunde lang Ratschläge gegeben, und das war schon etwas ganz Besonderes für mich.
Sie realisieren auch Projekte mit Jugendorchestern . . .
Honeck: Ich habe selbst auch in Jugendorchestern gespielt und ein Jugendorchester aufgebaut. Aus diesem Grund fühle ich mich fast verpflichtet, meine Erfahrungen an die Jugend weiterzugeben. Im kommenden Sommer zum Beispiel mache ich eine große Tournee mit einem australischen Jugendorchester. Die jungen Musiker sind sehr aufmerksam und mit ganzem Herzen dabei.
Demnächst dirigieren Sie in Lustenau wieder das traditionelle Mozart-Requiem. Hat sich an der Konzeption irgendetwas zu den Vorjahren verändert?
Honeck: Das Mozart-Requiem wird immer gleich bleiben, nur das Drumherum ist veränderbar. Die Texte werden immer wieder der Aktualität angepasst. Wir haben unterschiedliche Solisten, auch zwei koreanische, die sonst in der ganzen Welt unterwegs sind. Und was mich besonders freut, ist, dass wieder der Jugendchor des Gymnasiums Feldkirch mit dem Ravensburger Chor mitmachen wird.
Worin liegt für Sie die Faszination des Mozart-Requiems?
Honeck: In der Hoffnung. Ich glaube, es hat sehr viel mit dem Menschsein zu tun. Mozart zeigt besonders gut, dass es in dramatischen Situationen sehr wichtig ist, immer das Licht am Ende des Tunnels zu sehen.
In einem früheren Interview haben Sie gesagt, dass Sie gerne einmal ein Werk komponieren würden. Haben Sie schon dafür Zeit gefunden?
Honeck: Sie treffen mich da auf einem empfindlichen Nerv. Leider habe ich dafür bisher noch keine Zeit gefunden. Ein Werk selber zu erschaffen, bleibt weiter mein großer Herzenswunsch, aber ich brauche dazu Zeit. Ich kann das nicht in einer Woche, das Genie eines Mozart habe ich leider nicht.
Zur Person
Manfred Honeck
Geboren: 17. September 1958
Wohnort: Altach
Familienstand: verheiratet
Lebensmotto: Glaube, Liebe, Hoffnung
18. März: Mozart-Requiem unter der musikalischen Leitung von Manfred Honeck, Erlöserkirche Lustenau Rheindorf. 20.30 Uhr. Karten: Raiffeisenbanken,
Sparkassen, laendleticket.com.;
29. Mai: Manfred Honeck und das Pittsburgh Symphony Orchestra. Festspielhaus Bregenz, 20.30 Uhr: Karten: 05574/4080, v-ticket.at