Einblick in die Welt einer Magersüchtigen

Cornelia Wöß ist in einer Schauspielinszenierung zum Thema Magersucht zu sehen.
schwarzach. (VN) Die in Rostock lebende Rankweiler Schauspielerin gastiert wieder einmal im Ländle und beantwortete den VN einige Fragen.
Vor drei Jahren hast du dein Studium an der Schauspielschule Innsbruck abgeschlossen. Wann wusstest du, dass du Schauspielerin werden möchtest?
Wöß: Tatsächlich schon sehr früh. Im Kindergarten habe ich meine allererste Rolle gespielt. Das hat mir großen Spaß gemacht, von da an hatte ich Feuer gefangen. In der Volksschule hatte ich das Glück, in einer Klasse mit einer theaterbegeisterten Lehrerin zu sein, wir spielten einige Stücke. Später war ich dann Teil einer Laienspielgruppe. Es war mir aber erst mal wichtig, schulisch abzuschließen, damit mir später auch alle Möglichkeiten offenstanden.
Du bist festes Mitglied des Volkstheaters Rostock, wie kam das?
Wöß: Als sich meine Ausbildung dem Ende zuneigte, fing ich an, mich an den verschiedensten Theatern zu bewerben. Unter anderem an der Neuen Bühne Senftenberg, bei der ich vor Sewan Latchinian vorgesprochen habe. Kurz darauf war erst klar, dass der Intendant nach Rostock wechselt, und er hat mich dann quasi dorthin mitgenommen. Am Volkstheater Rostock selbst hatte ich mich eigentlich gar nicht beworben.
Gibt es eine Rolle, die du sehr gerne einmal spielen würdest?
Wöß: Das ist eine schwierige Frage bzw. habe ich mir da noch gar nicht wirklich Gedanken darüber gemacht. Im Prinzip muss man am Theater nehmen, was man kriegt – viel zu wünschen gibt es da nicht. Zumindest in meiner Position, da ich quasi frisch von der Schule komme und noch nicht lange in diesem Beruf arbeite. Aber ich bin ja immer noch am Lernen. Jede Erfahrung bringt mich künstlerisch weiter, insofern freue ich mich jedes Mal, wenn ich mit einem neuen Regisseur arbeiten darf.
Demnächst sehen wir dich in Rankweil bei dem Solo-Stück „Pro An(n)a“. Dabei geht es um Magersucht. Wie hast du dich im Vorfeld mit dem Thema auseinandergesetzt?
Wöß: Ich habe den Text etwa zwei Wochen vor Probenbeginn bekommen. Nachdem ich ihn durchgelesen hatte, musste ich ihn erst einmal wieder weglegen, weil er so berührend war. Ich habe dann viele Dokus zum Thema angeschaut und mich weiter informiert. In der Probenphase haben wir oft über das Thema diskutiert und alles zusammengetragen was wir darüber wissen. Es kam auch eine Mitarbeiterin vom Verein „Dick und Dünn“ in Rostock, an den man sich wenden kann, wenn man selbst an Magersucht leidet. Auch sie hat uns nochmals eigene Einblicke in das Thema gegeben. So haben wir uns alle langsam dem Thema angenähert. Es war wichtig für mich zu verstehen, was jemanden dazu bewegt, sich selbst in diesen Essenswahn und die damit verbundenen Qualen zu treiben.
Das Stück ist als mobile Klassenzimmerproduktion konzipiert und für Menschen ab 14 Jahren gedacht. Was ist die Intention? Aufklären? Aufwecken?
Wöß: Beides. Auch wenn ich selbst erst schockiert war, fand ich das Stück, nachdem ich mich eingehend mit dem Thema beschäftigt hatte, umso besser, weil es selbst nicht wertet, sondern einen ehrlichen Einblick in das Leben einer Magersüchtigen schafft. Zwischen den Zeilen sieht man den ganzen Verfall einer Person, die sich selbst immer mehr in den Wahnsinn treibt und es gar nicht merkt. Somit soll das Stück das Publikum wachrütteln, selbst darüber nachzudenken, inwieweit man den ein oder anderen Gedanken schon in sein eigenes Leben gelassen hat. Für die Theaterpädagogin und mich ist es sehr wichtig, nach dem Schauspiel ein Publikumsgespräch zu führen, das wird es auch in Rankweil geben. Dabei können Erfahrungen, Emotionen und Meinungen diskutiert werden, es soll niemand mit seinen Gedanken und offenen Fragen sich selbst überlassen nach Hause geschickt werden.
Was steht in diesem Jahr noch auf deinem Plan?
Wöß: Ehrlich gesagt freue ich mich nach meinem Gastauftritt erstmal auf Urlaub im Ländle. Die letzten Monate am Volkstheater Rostock waren nervlich sehr aufreibend und zermürbend. Ich habe einen Vertrag für ein weiteres Jahr, werde mich aber in nächster Zeit sicher umschauen, um eventuell wieder etwas weiter in den Süden zu kommen. Das Meer ist zwar schön, aber die Berge fehlen einem doch irgendwann.
Zur Person
Cornelia Wöß
Geboren: 11.11.1989
Wohnort: Rostock
Familienstand: ledig
Lebensmotto: Trust the timing of your life
„Pro An(n)a“, Schauspiel-Inszenierung, 29. Juni, 20 Uhr, Altes Kino Rankweil. Karten: Expert Tschanett, Raiffeisenbanken.