„Habe noch nie so ein verrücktes Jahr erlebt“

Senkrechtstarter Joris ist im August beim Poolbar-Festival live zu erleben.
Feldkirch. Seit einem Jahr mischt er die deutsche Musikszene auf – Joris. Der „Herz über Kopf“-Star im VN-Interview.
Du hast bereits mit fünf Jahren begonnen, Musik zu machen. Wie kam das? Was gab den Ausschlag?
Joris: Ein Nachbar, der damals gegenüber gewohnt hat, hat Schlagzeug gespielt. Ich war als Kind total fasziniert davon und so haben mir meine Eltern zu Weihnachten ein Schlagzeug geschenkt. Sie dachten wohl, das sei ein gutes Geschenk, haben das aber nach zwei Wochen stark bereut.
Dein ganzer Werdegang ist auf Musik ausgerichtet, war für dich von Anfang an klar, dass du Musiker werden willst, oder gab es eigentlich auch einen Plan B?
Joris: Es war eigentlich nie klar, dass ich Musiker werden möchte. Auch Politik, Medizin, eben Dinge, die wirklich etwas bewegen können, waren für mich interessant. Ich hatte auch immer eine Faszination fürs Fliegen. Die Musik hat mich aber immer begleitet und sie hat mir immer sehr viel bedeutet. Insofern ist es im Laufe der Zeit immer mehr in Richtung Musik gegangen.
Du machst deutschsprachigen Indie-Pop. Ist es für dich wichtig, in deiner Muttersprache zu singen, oder könntest du dir auch vorstellen, in Englisch zu singen?
Joris: Ich habe mein Leben lang englische Musik gehört, auch auf Englisch Songs geschrieben. Dann habe ich das mal auf Deutsch probiert und es hat mich total umgehauen. Dass nun jedermann meine Texte verstehen kann und die Resonanz des Publikums auch viel direkter ist, hat mir unglaublich Bereicherung gegeben.
Schreibst du deine Songs eigentlich selbst?
Joris: Ja, ich schreibe und arrangiere meine Songs selber. Ich habe aber auch gute Freunde, mit denen ich zwischendurch mal etwas gemeinsam mache. Zum Beispiel mein WG-Mitbewohner, mit dem ich ganz spontan die Texte meines Albums durchgegangen bin, um etwaige Verbesserungen vorzunehmen, das war eine sehr schöne Erfahrung. Ein neuer Song ist für mich etwas sehr Persönliches, Verletzliches, und es ist mir wichtig, dass beide Teile – Text und Musik – wirklich von mir kommen.
Mit deinem Debüt-Album „Hoffnungslos Hoffnungsvoll“ hast du Goldstatus erreicht. Deine Single „Herz über Kopf“ erhielt sogar Platin. Überwiegt da die Freude oder spürst du auch Druck, hier anschließen zu müssen?
Joris: In erster Linie freue ich mich jetzt einfach und genieße dieses Gefühl. Ich bin aber auch smart genug, um zu wissen, dass ich mich jetzt nicht nur auf den Lorbeeren ausruhen darf. Ich bin froh, dass ich Musik machen darf, und versuche mir jetzt keinen Druck fürs nächste Album zu machen.
Was entscheidet bei dir? Herz oder Kopf?
Joris: Ich bin eigentlich sehr herzgetrieben. Zum Glück habe ich aber beides und in schwierigen Situationen entscheidet der Kopf auch mit.
Im April konntest du drei Echos mit nach Hause nehmen. Was bedeuten dir diese Auszeichnungen?
Joris: Das war schon verrückt. Allein die Nominierungen fand ich schon eine riesige Ehre und ich hätte nie erwartet, einen Echo mit nach Hause nehmen zu können. Und dann waren es gleich drei. Ich konnte das gar nicht richtig realisieren, das war wie im Traum.
Joris ist vergangenes Jahr voll durchgestartet, was hat dieses Jahr mit dir gemacht? Was hat sich in deinem Leben verändert?
Joris: Gute Frage. Ich hoffe, dass ich mich selber nicht allzu sehr verändert habe. Aber es hat sich viel in meinem Leben verändert. Ich war in diesem Jahr vielleicht gefühlte zehn Nächte zu Hause, habe sehr viele nette Leute kennengelernt, bin viel herumgekommen und habe unglaublich viel gesehen. Hatte Konzerte, die ich mir vorher nie hätte erträumen lassen. Ich habe de facto noch nie ein so verrücktes Jahr erlebt wie dieses und ich hoffe, dass ich noch einige solche erleben darf.
Zur Person
Joris Bucholz
Sänger
Geboren: 1. 12. 1989
Wohnort: der Tourbus
Hobbys: Fußball, mit Freunden unterwegs sein, mein derzeitiges Leben
Joris ist am 12. August beim Poolbar-Festival live zu erleben. Karten: v.ticket.at, Musikladen.