“Als Künstler seiner Leidenschaft folgen“

Hans Platzgumer ist demnächst am Spielboden Dornbirn live zu erleben.
schwarzach. (VN) Der Musiker und Schriftsteller präsentiert sein neuestes musikalisches Werk.
Du bist Schriftsteller, Musiker und Komponist – welche dieser Künste berührt dein Herz am meisten?
Platzgumer: Seit einigen Jahren die Schriftstellerei. Bis zum Jahr 1999 habe ich nur Musik gemacht, seit der Arbeit an meinem ersten Roman („Expedition“, 2004) übernahm mehr und mehr die Literatur.
Erklärst du uns, warum das so ist?
Platzgumer: Ein Künstler muss immer seiner Leidenschaft folgen, und meine verlagerte sich Richtung Literatur. Musik wird jedoch ein wichtiger Bestandteil meines Lebens bleiben.
Diesen Monat erscheint deine neueste Convertible-Single „Love“. Erzählst du uns, wie es zur Entstehung dieser EP gekommen ist?
Platzgumer: Ich schreibe nicht mehr so viele Songs wie früher, aber vier oder fünf pro Jahr kommen schon zusammen. Bei der ‚Love’-EP habe ich drei Stücke der letzten Jahre thematisch gebündelt. Sie gehören zusammen und beschreiben drei ganz unterschiedliche Aspekte der Liebe.
Hat „Love“ für dich eine besondere emotionale Bedeutung?
Platzgumer: Natürlich. Musik muss in meinen Augen sowieso eine emotionale Tragweite haben, sonst fehlt ihr etwas Wesentliches. Mit Hannah MacKenna, die die Texte zu zwei der Songs geschrieben hat, bin ich seit Jahrzehnten in regelmäßigem Austausch über Songtexte. Da wird um jedes Wort, ja jede Silbe gefeilscht. Und ‚It Ain’t Over Yet’ hat mein inzwischen leider verstorbener New Yorker Freund Jack Barshi kurz vor seinem Tod geschrieben. Diese Ballade beschreibt, wie unerschöpflich er gegen den Krebs, der ihn von innen her auffraß, ankämpfte und bis zuletzt die Hoffnung nicht aufgab. Ich kann diesen Song kaum singen, ohne zu weinen.
In einem früheren Interview hast du einmal gesagt, dass der Umgang mit Musik sehr oberflächlich geworden ist. Empfindest du das nach wie vor so? Wenn ja, welches sind die Gründe dafür?
Platzgumer: Ja, leider sind die Thesen, die wir vor einigen Jahren in dem Essay „Musik ist Müll“ zusammengetragen haben, immer noch wahr bzw verschlimmert sich die Lage sogar weiterhin. Musik ist heute kostenfreie Streaming-Ware, die allzeit verfügbar zu sein hat und zwar in inflationären Mengen. Man spricht ihr keinen Entfaltungsraum mehr zu. Wenn Leute heute von „guter Musik“ reden, dann meinen sie „gut funktionierende“ oder „amtliche“ Musik. Die Idee von visionärer, unkonventioneller, abenteuerlicher Musik ist abhanden gekommen.
Wenn Du Dich als Musiker in fünf Worten beschreiben müsstest, welche wären es?
Platzgumer: Immer weiter sich neu erfinden.
Gibt es für dich als Musiker ein Projekt, das du in Zukunft unbedingt machen möchtest?
Platzgumer: Ich habe im letzten Jahr einige Klavierstücke komponiert. Das möchte ich, sobald der Moment dazu gekommen ist, als Audio und Partituren herausbringen.
Wie wirst du Weihnachten und den Jahreswechsel verbringen?
Platzgumer: Wie ich mein Leben auch sonst verbringe: Arbeit am neuen Roman, Bühnenproben am Theater, Zeit zu Hause genießen und einen Auftritt absolvieren, am 29.12. im Spielboden Dornbirn.
Was wünschst du dir für das kommende Jahr?
Platzgumer: Dass sich die Welt endlich mal wieder beruhigt und die Menschen zu einem gerechteren und menschlicheren Umgang miteinander finden.
Zur Person
Hans Platzgumer
Geboren: 20. 11. 1969
Wohnort: Lochau
Familienstand: verheiratet
Lebensmotto: pantha rhei
Hans Platzgumer: Convertible „Love“, Support: Alfred Goubran. 29. Dezember, Spielboden Dornbirn. 20.30 Uhr. Karten: Musikladen, ländleticket.at, Spielboden