“Beleidigung ist keine Satire”

Wohin / 01.03.2018 • 09:58 Uhr
Rainer Nikowitz u. titz
Rainer Nikowitz u. titz

Rainer Nikowitz präsentiert neue Krimi-Satire: Ein Wienkrimi mit schwarzem Humor.

schwarzach Demnächst liest Autor und Kolumnist Rainer Nikowitz aus seinem neuen Buch „Altenteil“. Den VN gab er vorab ein Interview. 

 

Bei welchem Ereignis bzw. in welcher Situation entstand die Idee zu Ihrem neuen Krimi „Altenteil“?

Nikowitz Das war kein singuläres Ereignis, sondern die Beschäftigung mit meinem eigenen Älterwerden. So lange, wie mein Weg Richtung 80er schon gedauert hat, dauert er jetzt nämlich eindeutig nicht mehr.

 

Für das Buch recherchierten Sie in einem Altenheim. Gab es hier ein Erlebnis, dass sich bei Ihnen besonders eingeprägt hat?

Nikowitz Eine gründliche Recherche im journalistischen Sinn war das keinesfalls. Ich war nur einen Tag in einem Heim. Weil ich ja wusste, dass das ein schwarzhumoriges, böses Buch werden wird. Und ich wollte nicht, dass meine Gesprächspartner dann glauben, es ginge um sie. Nicht einmal die schönste Anekdote, die ich gehört habe, habe ich im Buch verwendet: Die von dem 104-Jährigen, der beim Sex mit einer 99-Jährigen aus dem Bett gefallen ist und sich die Schulter gebrochen hat. 

 

Hauptfigur in Ihren Krimis ist der Suchanek, dem Sie auch im dritten Buch keinen Vornamen gegeben haben. Was verbindet Sie mit und was trennt Sie von dieser Figur?

Nikowitz Der Suchanek ist dermaßen faul und antriebslos, wenn ich das wäre, hätte ich nie eine Zeile geschrieben. Aber ein gewisses Grundphlegma habe ich schon. Oder nennen wir es Gelassenheit.

 

Die Vorgänger von „Altenteil“ – „Volksfest“ und „Nachtmahl“-  landeten beide auf Platz 1 in der österreichischen Bestsellerliste. Verspürten Sie beim Verfassen Ihres neuen Krimis keine Angst, nicht an diese Erfolge anschließen zu können?

Nikowitz Nein. Durch meine Tätigkeit als Kolumnist bei „Profil“ bin ich es ja gewohnt, mich ständig neu beweisen zu müssen. Und das gelingt klarerweise nicht immer gleich gut. Natürlich würde es schmerzen, wenn man für einen Roman, mit dem man sich doch lang herumgeplagt hat, nur schlechte Kritiken einheimst. Aber die zu „Altenteil“ sind zum Glück bislang alle hervorragend. Und ob man jetzt tatsächlich die Nummer 1 beim Verkauf schafft, hängt ja auch stark davon ab, was sonst alles gerade neu auf dem Markt ist.

 

Sie sind mehrfach ausgezeichneter Politsatiriker beim Magazin „Profil“. Was macht in Ihren Augen einen guten Satiriker aus?

Nikowitz In meinem Fall, also der Polit-Satire, muss auf alle Fälle einmal das Basiswissen da sein. Das heißt: sich laufend mit Politik zu beschäftigen, alles lesen. Satire, die sich nur in „Die Politiker sind alle blöd“ ergeht, ist es selber. Und ansonsten: Respektlosigkeit, durchaus Frechheit. Und immer wieder eine neue schreiberische Form finden, damit auch das nicht fad wird.

 

Darf Satire wirklich alles oder gibt es eine Grenze?

Nikowitz Ich wüsste jetzt keine. Aber eines muss immer klar sein: Persönliche Beleidigung ist keine Satire.

"Beleidigung ist keine Satire"

Zur Person

Rainer Nikowitz

Geboren 21. August 1964

Wohnort Wien

Familienstand verheiratet

Lebensmotto Leben und leben lassen

Rainer Nikowitz liest aus seiner neuen Krimisatire “Altenteil” am 8. März im Kellertheater Lampenfieber in Bludesch (Karten: Tel 0664/1322450) und am 9. März im Spannrahmen Hard – jeweils 20 Uhr (Karten: Musikladen, Rathaus Hard)