“Früher war ich immer der Pausenclown”

Urban Priol kommt mit seinem neuen Programm nach Schaan.
schwarzach Nachdem Urban Priol über drei Jahrzehnte deutsche Geschichte bühnentauglich begleitet hat, lässt er in seinem neuen Programm seine Kabarettklassiker, die in all den Jahren entstanden sind, neu aufleben. Kommende Woche gastiert der Kabarettist in Schaan, vorab beantwortete er den VN einige Fragen.
Was war der Anlass, dass Sie sich vor rund 35 Jahren dem politischen Kabarett zuwandten?
Priol Das war beim Zivildienst. Damals – ich bin Rettungswagen gefahren – war ich immer der Pausenclown. Das war ich auch schon in der Schule. Ich war im Sport immer schlecht und mit irgendwas muss man ja beeindrucken. Also habe ich da oft die Lehrer imitiert und so recht früh mein parodistisches Talent entdeckt. Beim Zivildienst hatte ich einen Kollegen, der war Liedermacher. Als er mit zwei anderen Künstlern gemeinsam einen Abend auf einer ganz kleinen Bühne geplant hat, hat er mich gefragt, ob ich Lust hätte, fünf Minuten mitzumachen. Ich habe spontan Ja gesagt. Das war damals genau zu jenem Zeitpunkt, als Helmut Kohl Kanzler wurde und darum sage ich seither, dass Helmut Kohl und ich zur gleichen Zeit angefangen haben, Kabarett zu machen. Bei dem Auftritt habe ich dann zum ersten Mal gemerkt, dass es mir sehr viel Spaß macht, vor Publikum aufzutreten und so hat sich das dann ganz natürlich weiterentwickelt.
Ihre Spezialität ist das „tagespolitische Sofortverwursten irrster Irrungen und Wirrungen“. Möchten Sie damit aufrütteln und aufzeigen oder ist eher der Grundsatz „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“ das bestimmende Element?
Priol Der Unterhaltungsauftrag steht schon im Vordergrund. Aber kritisches Entertainment hat mir immer schon sehr gut gefallen. Mein großes Vorbild, das mich schon in der Jugendzeit fürs Politkabarett begeistert hat, ist Dieter Hildebrandt. Für mich ist es schön, wenn ich die ganzen Meldungen, die ich tagsüber verfolge, am Abend dann quasi verarbeiten kann. Eine Art Therapie, ich kann abends loswerden, was mich tagsüber aufregt.
Auch wenn politische Fehlschüsse quasi die Grundlage Ihrer Arbeit bilden, macht sich bei Ihnen ab und an nicht auch etwas Frustration breit, wenn Sie das politische Geschehen verfolgen?
Priol Schon ab und zu. Aber dann versuche ich das Ganze irgendwie ins Absurde zu führen und dann geht’s mir auch wieder besser dabei.
Wie viel Zeit investieren Sie eigentlich täglich, um politisch up to date zu sein?
Priol An Auftrittstagen sind es so sechs bis sieben Stunden. Es geht morgens los mit dem Morgenmagazin, danach habe ich dann schon den nötigen Adrenalinpegel. Dann lese ich mich noch quer durch drei, vier Tageszeitungen, höre Radio, gehe ins Internet und abends kurz vor dem Auftritt schaue ich noch die Nachrichten an, um auch die aktuellsten Meldungen in mein Programm zu bringen.
Freut es Sie mehr, wenn Sie für Ihre satirischen Einblicke in die Politik von den Zuschauern gefeiert oder dafür von Politikern gefürchtet werden?
Priol Beides. Ich glaube auch nicht, dass die Politiker mich fürchten. Es ist mehr so eine Art Schutz
ignoranz, die sie um sich schnüren. Aber dass man viele Verbündete spürt, wenn man so ein Programm spielt, das ist etwas, was mir schon sehr gefällt.
„gesternheutemorgen“ lautet der Titel Ihres aktuellen Programms, in dem Sie einen Bogen spannen von Priol-Klassikern der letzten Jahrzehnte über das aktuelle Zeitgeschehen bis in die Zukunft. Was hat sich auf der Politbühne in all den Jahren in Ihren Augen nicht geändert?
Priol Dass manche Politiker uns immer noch als Untertanen sehen und nicht kapieren, dass sie eigentlich unsere Untertanen sein sollten.
Ihre drei Wünsche für die Zukunft?
Priol Fit bleiben, gesund bleiben und den Leuten weiter Spaß machen.
Zur Person
Urban Priol
Geboren 14. Mai 1961
Wohnort Aschaffenburg
Lebensmotto Leiden halbieren, Lachen verdoppeln
Am Donnerstag 24. Mai um 20.09 Uhr ist Urban Priol mit „gestern heute morgen“ im TAK, Schaan, zu sehen.