Durch Alkoholverzicht zu mehr Genuss

AKTION.TROCKEN: Neue App unterstützt während Fastenzeit 2016.
Götzis. Wenn es um Alkoholkonsum geht, liegt Österreich im internationalen Vergleich mit im Spitzenfeld. „Alkohol ist in Österreich ein fixer Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Es gibt kaum einen Anlass, bei dem nicht mit einem ,Gläschen‘ angestoßen wird. Kritisch wird es, wenn der Alkoholkonsum ein gesundheitlich gut verträgliches Maß übersteigt. Die Durchschnitts-Österreicherinnen und -Österreicher trinken pro Jahr an die zwölf Liter Reinalkohol – umgerechnet würde das einem jährlichen Bierkonsum von 270 Liter pro Person entsprechen“, macht Andreas Prenn, Stellenleiter der SUPRO, deutlich. Oft wird Alkohol einfach aus Gewohnheit bestellt und konsumiert. Für eine Weile auf Alkohol zu verzichten ist eine sehr gute Möglichkeit, um genau diesem selbstverständlichen Alkoholkonsum entgegenzuwirken.
Verzicht in der Fastenzeit
Dass Alkohol in unserer Gesellschaft eine große Rolle spielt ist nicht neu. Schon 1979 rief der Götzner Pfarrer Wilfried Blum die AKTION.TROCKEN ins Leben, um Götzner Jugendliche zu motivieren, in der Fastenzeit auf Alkohol zu verzichten. „Die Initiative war erst als kleine gemeinsame Aktion vor allem mit Jugendlichen angedacht, doch bereits im ersten Jahr beteiligten sich schon unzählige Götznerinnen und Götzner. Die Liste mit Personen, die während der Fastenzeit auf Alkohol verzichten wollten, wurde von Tag zu Tag länger. „Ich freue mich sehr, dass die AKTION.TROCKEN 37 Jahre nach dem ersten Aufruf heute immer noch besteht und mit so viel Elan weitergetragen wird“, so der Initiator, Pfarrer Wilfried Blum. Mit einer neuen Kampagne soll nun die Vorarlberger Bevölkerung motiviert werden, in der Fastenzeit alkoholfreie Tage zu sammeln, zur Unterstützung wurde eine App entwickelt.
Von Schülern entwickelt
Simon Buchhäusl, Stefan Feurstein und Simon Libiseller, Schüler der HTL Dornbirn, und Fabian Achammer, Student an der FH Oberösterreich – Campus Hagenberg, programmierten die App während der letzten Sommerferien bzw. im Rahmen ihres Matura-Projekts.
Die kostenlose App – verfügbar für iOS und Android – unterstützt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der AKTION.TROCKEN beim Sammeln von alkoholfreien Tagen. Sie registrieren sich mit Geschlecht, Geburtsjahrgang und Bundesland, die Nutzung der App ist somit stets anonym und Rückschlüsse auf die Person sind nicht möglich. Die Userinnen und User können sich dann auch verschiedenen Gruppen anschließen und weitere Personen zu dieser Gruppe einladen. Das heißt auch im Freundeskreis oder im Verein kann die App gemeinsam genutzt werden. Als Mitglied einer Gruppe kann man sich mit dem Gruppendurchschnitt vergleichen. Die Ergebnisse der einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer bleiben geheim. „Übersichtliche Statistiken zeigen auf, wie viele Verzichtstage man bereits gesammelt hat, in welchen Situationen man einen ,Joker‘ gezogen hat und wie viele Verzichtstage noch vor einem liegen. Darüber hinaus sendet die App in regelmäßigen Abständen Tipps und motiviert zum Weitermachen“, ergänzt Nadin Hiebler vom Leitungsteam der Katholischen Jugend und Jungschar.
Willensstärke gefordert
Das Positive steht dabei im Vordergrund und jeder alkoholfreie Tag ist ein gewonnener Tag. Die App dokumentiert auch jene Tage, an welchen man Alkohol getrunken hat, und ermöglicht mit einem Blick, ob es ein spezielles Konsummuster oder spezielle Trinkanlässe gibt. Ist es immer am Freitagabend das Feierabendbier oder immer am Sonntag der Frühschoppen, so sollte man diese Trinkgewohnheiten hinterfragen und versuchen diese zu durchbrechen. „Verzicht erfordert natürlich Willensstärke, denn es gilt, gewohnte Verhaltensmuster bewusst zu durchbrechen. Die App soll dabei unterstützen und helfen, selbstbestimmt über den eigenen Alkoholkonsum zu entscheiden“, betont Petra Grassl-Riederer von der Caritas. Die Fastenzeit 2016 beginnt am Aschermittwoch, den 10. Februar. Die App ist seit 1. Februar unter www.aktiontrocken.com verfügbar.

Durch das bewusste Fasten lerne ich auf meinen Körper zu hören und bewusster zu leben. Während des Alkoholverzichts wird einem erst so richtig klar, wie selbstverständlich Alkohol oft konsumiert wird und welche Rolle er in unserem gesellschaftlichen Leben spielt.

Ich hab die 40 Tage mal auf jeglichen Alkohol verzichtet. Es war eine extrem interessante Erfahrung – erst ganz nüchtern fällt einem auf, wie laut die Musik, wie kratzig der Zigarettenrauch und wie banal die Angeheiterten um einen herum sind.

Ich habe schon einmal fast ein ganzes Jahr Alkohol gefastet und trinke seitdem nur noch selten. Was ich daraus mitnehmen konnte? Man braucht keinen Alkohol, um Spaß zu haben – gute Laune und die richtigen Leute reichen vollkommen für einen unvergesslichen Abend.

Fasten, also bewusstes Verzichten, stärkt unser Selbstwertgefühl und macht uns frei. Der Anfang mag vielleicht schwer sein, jedoch lohnt es sich, durchzuhalten, aber das siehst du dann ja.



AKTION.TROCKEN
Die TeilnehmerInnen laden die kostenlose App für ihr Smartphone aus den jeweiligen App-Stores (iOS und Android), registrieren sich mit Geschlecht, Geburtsjahrgang und ihrem Bundesland. Die NutzerInnen sind stets anonym. Rückschlüsse auf die Personen sind nicht möglich. An jedem Tag der Fastenzeit tragen die UserInnen in ihrem Profil ein, ob sie Alkohol getrunken haben oder nicht. Grafiken machen deutlich, wie viele Tage schon erfolgreich verzichtet wurde, wie viele Tage es noch bis zum Ende der Fastenzeit sind oder aber auch, wie viele Verzichtstage insgesamt von den TeilnehmerInnen der AKTION.TROCKEN via App gesammelt wurden. Die App bietet einen Überblick über die eingetragenen Verzichts- und Konsumtage und motiviert während der Fastenzeit mit Tipps sowie einem Erinnerungsservice zum Weitermachen. Mit der App wird man sich der eigenen Alkoholkonsum-Gewohnheiten bewusster.
Träger der AKTION.TROCKEN sind die SUPRO – Werkstatt für Suchtprophylaxe, die Caritas mit dem Fachbereich Suchtarbeit, die Katholische Jugend und Jungschar und der Vorarlberger
Familienverband.